Ein gut durchdachter und richtig umgesetzter Warenbezug stellt einer der Eckpfeiler wirtschaftlich erfolgreicher Apotheken dar. Dabei findet der Einkauf einer Apotheke vor dem Hintergrund eines – nicht immer bewussten – Spannungsfeldes statt, das durch folgende Zielsetzungen definiert ist:
- Erzielung bestmöglicher Einkaufskonditionen (Ziel: Gesamtrohertragssteigerung)
- Höchstmögliche Lieferfähigkeit (da nicht zu unterschätzendes Kundenbindungsinstrument; Ziel: bis zu 98% auf Packungsebene)
- Geringstmöglicher Lagerwert (da andernfalls höhere Kapitalbindung gefolgt von vermehrtem Pflegeaufwand, Verfalls- und Retourenrisiko)
- Effizienter Personaleinsatz mit möglichst geringem Manipulationsaufwand seitens der MitarbeiterInnen
Die typische Apotheke bestellt den überwiegenden Teil Ihrer Waren (85-90%) über den pharmazeutischen Großhandel, rund 10-15% direkt bei der Industrie. Extreme Ausreißer im Direktbezug nach oben (> 30%) und unten (<3%) sind ebenfalls zu beobachten. Bei kleineren Apotheken macht der Direktbezug tendenziell weniger Sinn als bei großen Apotheke, da bessere Direkt-Einkaufskonditionen mit dem jeweiligen Bestellvolumen korrelieren.
Wo liegen die (zum Teil vermeintlichen) Vorteile des Direktbezuges:
- Vordergründig bessere Einkaufskonditionen
- z.T. – gerade bei Winterbevorratungen – bessere Zahlungskonditionen
- Spezifische Produktinformationen vom pharmazeutischen Außendienst
- u.U. produktspezifische Verkaufs- und Marketingunterstützung
- u.U. unkompliziertere und wirtschaftlich betrachtet bessere Retourenregelung
Die wesentlichen Nachteile im Direktbezug ergeben aufgrund folgender Punkte:
- nicht zu unterschätzender zusätzlicher Aufwand im Handling (eigene Bestellung, eine Warenübernahme, eigene Rechnung etc.)
- Notwendigkeit höherer Abnahmemengen als beim Großhandel mit entsprechenden Konsequenzen (s.o.)
- Reduktion des Einkaufsvolumens beim Großhandel und der daraus resultierende geringere Einkaufsrabatt über den gesamten Großhandelseinkauf
Was insbesondere bei der Kosten-Nutzen-Analyse von Direkt- und Großhandelsbezug zu beachten ist, erfahren Sie im nächsten Newsletter.