Wilke Jens

Großhandels- oder Direktbezug? (Teil 1)

von Wilke Jens in Einkauf & Lagermanagement

Ein gut durchdachter und richtig umgesetzter Warenbezug stellt einer der Eckpfeiler wirtschaftlich erfolgreicher Apotheken dar.  Dabei findet der Einkauf einer Apotheke vor dem Hintergrund eines – nicht immer bewussten – Spannungsfeldes statt, das durch folgende Zielsetzungen definiert ist:

  1. Erzielung bestmöglicher Einkaufskonditionen (Ziel: Gesamtrohertragssteigerung)
  2. Höchstmögliche Lieferfähigkeit (da nicht zu unterschätzendes Kundenbindungsinstrument; Ziel: bis zu 98% auf Packungsebene)
  3. Geringstmöglicher Lagerwert (da andernfalls höhere Kapitalbindung gefolgt von vermehrtem Pflegeaufwand, Verfalls- und Retourenrisiko)
  4. Effizienter Personaleinsatz mit möglichst geringem Manipulationsaufwand seitens der MitarbeiterInnen

Die typische Apotheke bestellt den überwiegenden Teil Ihrer Waren (85-90%) über den pharmazeutischen Großhandel, rund 10-15% direkt bei der Industrie. Extreme Ausreißer im Direktbezug nach oben  (> 30%) und unten (<3%) sind ebenfalls zu beobachten. Bei kleineren Apotheken macht der Direktbezug tendenziell weniger Sinn als bei großen Apotheke, da bessere Direkt-Einkaufskonditionen mit dem jeweiligen Bestellvolumen korrelieren.

Wo liegen die (zum Teil vermeintlichen) Vorteile des Direktbezuges:

  1. Vordergründig bessere Einkaufskonditionen
  2.  z.T. – gerade bei Winterbevorratungen – bessere Zahlungskonditionen
  3. Spezifische Produktinformationen vom pharmazeutischen Außendienst
  4. u.U. produktspezifische Verkaufs- und  Marketingunterstützung
  5. u.U. unkompliziertere und wirtschaftlich betrachtet bessere Retourenregelung

Die wesentlichen Nachteile im Direktbezug ergeben aufgrund folgender Punkte:

  1. nicht zu unterschätzender zusätzlicher Aufwand im Handling (eigene Bestellung, eine Warenübernahme, eigene Rechnung etc.)
  2. Notwendigkeit höherer Abnahmemengen als beim Großhandel mit entsprechenden Konsequenzen (s.o.)
  3. Reduktion des Einkaufsvolumens beim Großhandel und der daraus resultierende geringere Einkaufsrabatt über den gesamten Großhandelseinkauf

Was insbesondere bei der Kosten-Nutzen-Analyse von Direkt- und Großhandelsbezug zu beachten ist, erfahren Sie im nächsten Newsletter.