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Salon A – „Was kann die Gesundheit von der Wirtschaft lernen?“

Branchen News vom 10.04.2014

Wien (OTS) – Zur bereits dritten Salon A-Veranstaltung im Jahr 2014 versammelten sich am 8. April namhafte Vertreter aus dem Gesundheitswesen zum interdisziplinären Meinungsaustausch. Die Vertreter der Gesellschaft der österreichischen Apotheker konnten erneut hochkarätige Gäste, diesmal Mag. Dr. Klaus Schuster, MSc, MBA, Geschäftsführer-Stv. NÖ Gesundheits- und Sozialfonds und Landeskoordinator für die Landeszielsteuerung Niederösterreich und Dkfm. Dr. Claus J. Raidl, Präsident der Oesterreichischen Nationalbank und Sprecher von 21st Austria als Ehrengäste gewinnen. Als Thema stand „Standort Österreich – Diagnose und Therapie“ auf dem Tagesplan, welches zu interessanten Diskussionen anregte.

Landeszielsteuerung heißt die operative Umsetzung der Bundesgesundheitsreform im niedergelassenen und Spitalsbereich – und zwar nicht nur innerhalb der jeweils eigenen Zuständigkeiten, sondern institutionenübergreifend nach Themenbereichen. So werden stationärer und niedergelassener Bereich gemeinsam geplant und gesteuert. „Die größte Herausforderung in der Umsetzung einer Patienten-orientierten Gesundheitsreform ist es, alle Professionen auf ein arbeitsteiliges, interdisziplinäres Handeln quasi auf gleicher Augenhöhe zu bewegen und zusammen zu arbeiten – denn schließlich steht der Patient im Mittelpunkt“, berichtete Mag. Dr. Schuster, MSc, MBA, über seine Erfahrungen aus den Verhandlungen zur Umsetzung der Gesundheitsreform. Mag. Dr. Klaus Schuster, MSc, MBA ging darauf ein, wo die Apotheke ‚Best Point of Service‘ im Sinne der Landeszielsteuerung sein kann. „Im sektorenübergreifenden Zukunftskonzept stellt die Apotheke eine äußerst wichtige erste Kontaktstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung dar“, so Salon A-Obfrau Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr. Im Mikrokosmos funktioniert die multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe, die für die Versorgung der Patienten verantwortlich sind. Laut dem Experten behindern wirtschaftliche Abwägungen wichtige Diskussionen zum Wohle der Patienten enorm. „Überlegungen, die aufgrund von Partikularinteressen auf dem Geld-Gedanken alleine basieren, rauben jegliche Möglichkeit, gefährden die Balance zwischen Patientenorientierung, Wirtschaftlichkeit, Selbständigkeit und Freiberuflichkeit. Ziel muss es sein, mit denselben finanziellen Möglichkeiten eine bessere, umfassende Versorgung für die Bevölkerung zu erreichen“, so Mag. Dr. Schuster, MSc, MBA.

Rolle der Apotheke im Primary Health Care

Das traditionelle Gesundheitssystem war anbieterorientiert und legte den Fokus auf einzelne Bausteine wie Prävention, Apotheke, Hausarzt, Facharzt, Krankenhaus, Palliativ etc. In Zukunft soll das System mit Primary Health Care (PHC) bevölkerungsorientiert und sektorenübergreifend ausgerichtet sein. PHC ist die multiprofessionelle und interdisziplinäre Primärversorgung im extramuralen Bereich. Mag.pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr erklärte: „Die Rolle der Apotheker definiert sich u.a. über den niederschwelligen Zugang zu Informationen für Kunden und Patienten. Der Apothekerschaft wird eine bedeutsame Rolle in der extramuralen Versorgung chronisch Kranker zukommen. Daher müssen Apotheker auch in der Primärversorgung der Patienten eine definierte Rolle einnehmen.“ Und Mag. Dr. Schuster, MSc, MBA führte aus: „In der Betreuung chronisch Kranker sind Apotheker hervorragend dazu geeignet, in die kontinuierliche Betreuung der Patienten stärker als bisher eingebunden zu werden und einen Part der Betreuung zu übernehmen. Die Kompetenzen sind in der Apothekerschaft dafür zweifellos vorhanden. Auch auf internationaler Ebene ist dies schon längst üblich und auch umgesetzt.“

„Best Point of Service – Kann die Gesundheit von der Wirtschaft lernen?“

Um Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden, entwickelt die Wirtschaft Marken. Eine Marke soll ganz spezielle Vorstellungen und Versprechen bei Kunden hervorrufen, um Vertrauen zu schaffen und den Kunden an die Marke zu binden. Umgemünzt auf den Mikrokosmos Apotheke sind die Marken der Apotheke Dienstleistungen wie die Beratung und die Betreuung, damit einhergehendes Vertrauen und die Arzneimittelversorgung. Wege, sich als Apotheke noch besser zu positionieren erläuterte Dkfm. Dr. Claus J. Raidl, Präsident der Oesterreichischen Nationalbank: „In ihrer Selbstdarstellung müssen Apotheker mehr darauf hinweisen, welch große Verantwortung sie gegenüber dem Patienten tragen“. Der „Best Point of Service“ ist laut Dkfm. Dr. Raidl dort, wo die medizinische Versorgung unter geringsten Kosten sichergestellt wird. Das entscheidet jedoch nicht – wie in der Wirtschaft – der Markt, sondern Gremien im Gesundheitssystem.

„Wirtschaftsstandort Österreich – Diagnose und Therapie“

Die Wichtigkeit für Österreich, ein attraktiver Wirtschaftsstandort zu sein, hob Dkfm. Dr. Claus J. Raidl besonders hervor. „Nur als attraktiver Wirtschaftsstandort kann Österreich die Arbeitslosigkeit reduzieren und die Wertschöpfung steigern“, so Dkfm. Dr. Raidl. Der Finanzexperte zog außerdem Bilanz über die internationale Stellung Österreichs auf verschiedenen Gebieten. Zusammenfassend muss man leider feststellen, dass in einigen Bereichen, wie zum Beispiel beim Wettbewerbsrecht, bei der Gewerbeordnung, aber am Kapitalmarkt und bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten noch Verbesserungsbedarf besteht, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei den Steuern und Abgaben ist Österreich mit einer Belastungsquote von 45,4% des BIP im internationalen Vergleich an der Spitze. Der Föderalismus in Österreich ist für Dkfm. Dr. Raidl keineswegs nachvollziehbar – hier gibt es zahlreiche strukturelle Probleme und enorme Einsparungsmöglichkeiten. Ebenso steht die Finanzierung der Pensionen durch das niedrige Pensionsantrittsalter vor großen Problemen. Auch bei der Pflege wird man in Zukunft neue Wege der Finanzierung beschreiten müssen und über die Einführung einer Pflegeversicherung vorurteilsfrei diskutieren müssen. „Die positiven Seiten des Wirtschaftsstandorts Österreich sind die gute Lehrlingsausbildung, eine stake Industrie und wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die arbeiten wollen, problemlösungsorientiert denken und äußerst fleißig sind“, stellte Dkfm. Dr. Raidl abschließend fest.

Die in dieser Presseinformation verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.