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Arzneimittelversorgung muss bei Apotheken bleiben

Branchen News vom 21.07.2023

Ärztliche Notabgabestellen für Medikamente sind kein Ersatz für Apotheken

Wien (OTS)Einmal mehr fordert die Österreichische Ärztekammer, die Abgabe von Arzneimitteln in die Ordinationen zu verlegen (sog. ärztliche Hausapotheken). Damit sollen mehr junge Medizinerinnen und Mediziner für die Übernahme einer Kassenarztstelle begeistert werden. Die Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung werden dabei völlig ausgeblendet, ernsthafte Impulse für eine Weiterentwicklung des Gesundheitssystems bleibt die Ärztekammer schuldig.

„Die optimale gesundheitliche Versorgung der Österreicherinnen und Österreicher muss für alle Gesundheitsberufe im Vordergrund stehen. Das heißt auch, dass einzelne Berufsgruppen in der Lage sein müssen, das Gesamtsystem im Blick zu behalten. Die Forderung der Ärztekammer blendet diese Anforderung vollkommen aus. Eine vollumfängliche Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung, rund um die Uhr garantieren nur die Apotheken. Baut man ärztliche Notabgabestellen aus, droht das Gesamtsystem ins Wanken zu kommen. Sinnvoller wäre es, alle Gesundheitsberufe an einen Tisch zu bekommen und über Lösungen zu diskutieren, anstatt einen Keil zwischen Systempartner zu treiben, die alle eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Menschen spielen“, erklärt Thomas W. Veitschegger, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands.

International wird auf das Vier-Augen-Prinzip gesetzt

Blickt man ins europäische Ausland, sieht man, dass ärztliche Notabgabestellen dort kaum zum Einsatz kommen – Österreich hat mehr „Hausapotheken“ als die übrigen Länder Europas zusammen. Die Trennung von Verschreibung von Arzneimitteln und ihrer Abgabe hat einen guten Grund: Sie folgt dem Vier-Augen-Prinzip, das sicherstellt, dass die medikamentöse Therapie von Erkrankungen nicht durch kommerzielle Überlegungen geleitet wird.

Zugang zu Arzneimitteln muss rund um die Uhr sichergestellt sein

„Versetzen wir uns in die Rolle der Patientinnen und Patienten: Medikamente brauchen sie dann, wenn sie Beschwerden haben – und die halten sich nicht an die Öffnungszeiten einer durchschnittlichen Arztpraxis. Das Ansinnen der Ärztekammer gefährdet viele Apotheken in ihrem Bestehen. Gerade in ländlichen Gebieten würde sich die Versorgung damit massiv verschlechtern und das kann nicht im Sinne des Gesundheitssystems sein.“, warnt Andreas Hoyer, 1. Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands.

Aufgabenverteilung neu denken

„Ich bin überzeugt, dass wir die Diskussion anders als bisher führen müssen. Wenn im gesamten Gesundheitssystem die ständige Überlastung beklagt wird, ist es doch an der Zeit, sich ohne Scheuklappen zu fragen, wie wir die vorhandenen Aufgaben effizienter zwischen den einzelnen Berufsgruppen verteilen können. Wir Apothekerinnen und Apotheker sind zum Beispiel aufgrund unserer Ausbildung Expertinnen und Experten für Impfstoffe. Impfungen durchführen dürfen wir allerdings nicht. Würden wir das ändern, wären die Arztordinationen entlastet und die Menschen hätten einen einfacheren Zugang zum Impfschutz. Solche Überlegungen sollten uns leiten, nicht Standes-Egoismen, die das Gesamtsystem nicht weiterbringen.“, ruft Alexander Hartl, 2. Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands, zu einem lösungsorientieren Diskurs über die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung in Österreich auf.

Über den Österreichischen Apothekerverband

Der Österreichische Apothekerverband ist die freiwillige Interessenvertretung der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker in Österreich. Nahezu 95 Prozent der Apothekeninhaber sind Mitglieder des Apothekerverbandes, der sie in politischen, wirtschaftlichen, rechtlichen und fachlichen Belangen nach innen und nach außen vertritt. Im Fokus der Verbandstätigkeit steht die Sicherung der wirtschaftlichen Zukunft der Apotheken, damit diese ihre Aufgaben für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung bestmöglich erfüllen können. Als verantwortungsvoller und essenzieller Akteur im österreichischen Gesundheitssystem gestaltet der Apothekerverband die Zukunft der Apotheken – im Sinne seiner mehr als 1.400 Mitglieder – aktiv mit und rückt deren große Bedeutung für Österreich ins Bewusstsein von Politik und Bevölkerung.

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