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Psoriasis – Innovative Therapien für mehr Patientenzufriedenheit

Branchen News vom 30.11.2017

Wien (OTS) – Die Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine häufige, chronische, nicht übertragbare Systemerkrankung, deren Folgen für das Leben der Betroffenen immens sein können. Mögliche Begleiterkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder Depressionen können zu einem hohen Leidensdruck führen, die mit einer Krebserkrankung oder mit chronischen Krankheiten wie insulinpflichtiger Diabetes oder Herzinfarkt vergleichbar sind. Der Zugang zu Therapien, die ihnen Erscheinungsfreiheit ermöglichen, ist jedoch weitgehend eingeschränkt. Die Initiative „Psoriasis“, die unter anderem vom Berufsverband österreichischer Dermatologen mitgetragen wird, möchte nun Patienten helfen, schneller die Erscheinungsfreiheit zu erzielen.

Rund 250.000 Menschen in Österreich leiden an Psoriasis. [1] Die Psoriasis kann in jedem Alter auftreten, in der Altersgruppe 50 bis 69 ist sie jedoch am häufigsten. [2] Die Schuppenflechte befällt Haut und Nägel und ist mit einer Reihe von Begleiterkrankungen verbunden:
Bei 1,3–34,7 Prozent der Personen mit Schuppenflechte tritt eine chronische, entzündliche Arthritis (Psoriasisarthritis) auf, die unter anderem die Verformungen von Gelenken zur Folge hat. [2] Zwischen 4,2 Prozent und 69 Prozent aller Patienten, die an Psoriasis leiden, entwickeln Nagelveränderungen, außerdem besteht bei Personen mit Schuppenflechte ein erhöhtes Risiko für das Auftreten weiterer schwerwiegender Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. [2]

Neben körperlichen Beschwerden verursacht die Psoriasis auch eine beträchtliche emotionale und soziale Belastung für die Betroffenen. Viele Patienten fühlen sich isoliert und stigmatisiert, scheuen Berührungen und leben sozial zurückgezogen. Laut einer Psoriasis-Patientenumfrage im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) aus dem Jahr 2015 klagte die Hälfte der Befragten über eine mittlere bis schwere psychische Belastung. 33 Prozent der Befragten empfinden es als unangenehm, von fremden Menschen aufgrund ihrer Erkrankung angestarrt zu werden. Fast 40 Prozent vermeiden Freizeitaktivitäten, bei denen ihre Erkrankung sichtbar wird. 38 Prozent leiden unter vermindertem Selbstwertgefühl. Rund 30 Prozent der Befragten fühlen sich in intimen Situationen gehemmt und etwa 18 Prozent geben an, dass sich die Psoriasis negativ auf ihre Partnerschaft auswirkt.

70 Prozent fühlen sich nicht ausreichend gut therapiert

Gleichzeitig besteht bei der Versorgung der Psoriasis-Patienten in Österreich ein Nachholbedarf. Im dermatologischen Lebensqualitätsindex (DLQI) zeigte sich ein zufriedenstellender Erfolg in der Psoriasis-Therapierung bei nur 30 Prozent der befragten Patienten. 70 Prozent der Befragten fühlen sich nicht ausreichend gut therapiert, was massive negative Auswirkungen auf ihre Lebensqualität hat. Eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent der Psoriasis-Patienten wünscht sich hingegen eine schnelle Verbesserung ihres Gesundheitszustands, 93 Prozent wollen eine erscheinungsfreie Haut haben. [2]

„Eine Psoriasis, die weniger als 10 Prozent der Körperoberfläche betrifft, wird als leicht bis moderat eingestuft, mit einem Befall über 10 Prozent als moderat bis schwer. Da aber der Befall der Körperoberfläche nicht den Schweregrad der Einzelläsionen wiedergibt, wurde der PASI-Index entwickelt“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer, Abteilungsvorstand der Dermatologischen Abteilung im Sozialmedizinischen Zentrum Ost – Donauspital. „Dabei werden die drei Kardinalsymptome der Psoriasisläsionen wie Rötung und Verdickung der Haut und Schuppung in vier Körperregionen, z.B. Kopf, Stamm, obere und untere Extremitäten, separat beurteilt. Zusammen mit dem Prozentsatz der befallenen Haut in den jeweiligen Körperregionen wird nach einer mathematischen Formel der PASI-Index berechnet, zunächst als Ausgangswert vor Beginn der Therapie. Der maximale PASI-Wert beträgt 72. Da diese Berechnung trotz Hilfestellung mittels elektronischer Kalkulatoren relativ zeitaufwändig ist, wird der PASI-Index vorwiegend in klinischen Therapiestudien verwendet, um einen möglichst objektiven Mess- und Vergleichsparameter zu haben. Wenn allerdings in klinischen Studien ein ‚PASI-75‘ angegeben wird, bedeutet dies nicht den absoluten PASI-Wert, sondern die Verbesserung um 75 Prozent“, erklärt Volc-Platzer.

Laut der Dermatologin entwickelt sich die Psoriasis multifaktoriell:
Sowohl durch genetische Faktoren wie HLA-Cw6 oder Psoriasisgene als auch durch eine immunologische Entzündung durch T-Lymphozyten, ferner durch Störungen in der Kinetik der Epidermis sowie und schließlich Umwelteinflüsse. Sogenannte Triggerfaktoren wie bakterielle Infektion, UV-Bestrahlung, Medikamente spielen bei der Entstehung der Psoriasis eine Rolle.

„Insbesondere die durch T-Lymphozyten vermittelte immunologische Entzündung ist das Ziel der neuesten Generation der Psoriasistherapien, der sogenannten Biologika. Vor allem Patienten mit schweren Formen der Psoriasis, aber auch solche mit weniger ausgedehnten, aber an exponierten und damit sozial stigmatisierenden Stellen auftretenden Formen, z.B. behaarter Kopf und starke Schuppenbildung, Gesicht, Hände, Nägel, sowie mit Psoriasisarthritis profitieren besonders von der Therapie mit Biologika. Heute sind wir in der Lage – nach einer umfassenden Durchuntersuchung zum Ausschluss von infektiösen oder Tumorerkrankungen – aus verschieden Gruppen das für den Patienten am besten passende Biologikum auszuwählen“, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer.

Patienten aufklären

Aus diesem Grund startet im Dezember die Initiative „Psoriasis“, deren Ziel es ist, Psoriasis-Patienten über aktuell zur Verfügung stehende Therapien aufzuklären und sie zu ermutigen, den Weg zum Hautarzt zu suchen. Die Initiative wird von einer Reihe von Institutionen unterstützt, unter anderem vom Berufsverband österreichischer Dermatologen. Dr. Johannes Neuhofer, Präsident des Berufsverbandes und Mitinitiator der Initiative „Psoriasis“, spricht über ihre Ziele: „Ein hoher Prozentsatz von Psoriasis-Patienten in Österreich sind mit der gewählten Therapie nicht zufrieden. Es ist uns ein Anliegen, dass sich diejenigen Psoriasis-Patienten, bei denen kein zufriedenstellender Therapieerfolg vorhanden ist, an den Hautarzt wenden, der über Biologika-Therapien Bescheid weiß. Das gilt insbesondere für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis“, so Neuhofer. Auf der Webseite des Berufsverbandes www.bvoed.at befindet sich bereits eine Liste von österreichischen Dermatologen, die aktuell zur Verfügung stehende Therapien in der Psoriasisbehandlung anwenden. „Außerdem kann man sich über diese Therapien in der Psoriasisbehandlung auf der Webseite der Initiative ‚Psoriasis‘ unter www.meinziel-erscheinungsfrei.at (ab Anfang Dezember online) informieren“, betont Dr. Neuhofer.

„Der Wunsch von vielen Psoriasis-Patienten ist, schnell zum Psoriasis-Spezialisten zu kommen. Von unseren Mitgliedern wissen wir aber, dass der Weg zum Psoriasis-Hautarzt, der die jeweils adäquaten Psoriasis-Therapeutika verordnet, oft sehr lang ist. Manchmal müssen sie sogar fünf bis sechs Dermatologen wechseln, bis sie eine passende Therapie bekommen. Wir brauchen also eine Kennzeichnung von Dermatologen, die auf Psoriasis spezialisiert sind“, sagt Dr. Gerhard Hoch, der stellvertretende Obmann der PSO Austria.

Einer der Patienten, der von Systemtherapeutika in der Behandlung von Schuppenflechte profitierte, ist der Oberösterreicher Gerhard Hofer. Der 61-jährige Geschäftsfeldleiter leidet seit rund 17 Jahren an Schuppenflechte. Zuerst waren die Ellbogen betroffen, danach folgten die Hände und Füße. „Es wurden verschiedene Therapien und Medikamente wie Salben, Tabletten oder Bestrahlungen angewandt, jedoch konnte immer nur eine kurzfristige Verbesserung erzielt werden“, erzählt Hofer. „Mir haben Systemtherapeutika geholfen, in hohem Maße Erscheinungsfreiheit zu erzielen. Ich kann daher auch andere Betroffene auffordern, zum Hautarzt zu gehen und sich über zur Verfügung stehende Psoriasistherapeutika aufklären zu lassen“, so Hofer, der von einem guten Heilungsverlauf ausgeht.

Vernetzung und Gesundheitskompetenz wichtig

Doch nicht alle Psoriasis-Patienten werden von Dermatologen versorgt, rund ein Drittel von ihnen wird von Allgemeinmedizinern behandelt. Daher ist ein engeres Zusammenspiel von Allgemeinmedizinern und Dermatologen für eine bessere Versorgung von Psoriasis-Patienten dringend notwendig. Das weiß auch Dr. Erwin Rebhandl, Allgemeinmediziner und Präsident von AM PLUS – Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit: „Ich freue mich, dass die Allgemeinmediziner in die Initiative ‚Psoriasis‘ eingebunden sind. Wir wissen, dass die leichte Form von Psoriasis sehr gut von einem Allgemeinmediziner behandelt werden kann. Im Sinne einer höheren Patientenzufriedenheit appelliere ich jedoch an meine Kollegen, mittelschwere und schwere Psoriasisfälle zur Begutachtung und Einleitung von passenden Behandlungen an Hautärzte zu überweisen.“

Obwohl Österreich in Bezug auf die Zahl der Dermatologen pro Einwohner zum EU-Spitzenfeld gehört, verordnet derzeit nur jeder dritte Dermatologe bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis Systemtherapeutika, zu denen auch Biologika gehören. [3] Aus diesem Grund appelliert Rebhandl auch an den Berufsverband österreichischer Dermatologen, mehr Hautärzte in Österreich zu motivieren, diese Therapien in der Behandlung von Psoriasis anzuwenden. „Ich finde es sehr positiv, dass der BVÖD auf seiner Webseite ein Verzeichnis der Hautärzte führt, die Biologika-Therapien anwenden“, so Rebhandl.

Auch die Gesundheitskompetenz und Wissensvermittlung müssen berücksichtigt werden, um die Versorgung von Psoriasis-Patienten zu verbessern. Das ist ein ausschlaggebender Grund für die Initiative AM PLUS, sich an dieser Initiative zu beteiligen: „Auch in der Psoriasisbehandlung ist es wichtig, dass alle beteiligten Player möglichst gut vernetzt sind. Nur so können die Patienten zum richtigen Zeitpunkt die richtige Therapie bekommen. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir ein stärkeres Zusammenwirken von Allgemeinmedizinern, Dermatologen und Patienten“, sagt Dr. Erwin Rebhandl. Als Präsident der Oberösterreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin appelliert er auch an seine Kollegen, mit den Hautärzten enger zu kooperieren und ihre Patienten zu jenen Dermatologen zu überweisen, die ihnen Erscheinungsfreiheit mittels zur Verfügung stehender Therapeutika ermöglichen können.

Ein wichtiges Glied in der Aufklärung von Psoriasis-Patienten sind die Apotheken, dort suchen viele Betroffene oft nach Erstinformationen oder Ratschlägen. „Gesundheit ist Teamwork – die Apothekerschaft mit all ihren fachlich kompetenten Persönlichkeiten ist ein bedeutender Baustein in der Gesundheitsversorgung“, sagt Mag. Dr. pharm. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. „In unseren rund 1.400 Apotheken ist Haut ein zentrales Beratungsthema. Alle Menschen finden dort Ansprechpartner mit hoher fachlicher Kompetenz. Damit bilden wir eine Achse zu anderen Mitgliedern des Gesundheitssystems – im Fall von Psoriasis zu den Allgemeinmedizinern und den Hautärzten“, so Mursch-Edlmayr.