APA OTS

NÖ Ärztekammer informiert Bevölkerung über groteske Gesetzgebung

Branchen News vom 09.01.2015

Öffentliche Diskussion in Altlengbach ergibt ganz klar: Die Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Hausapotheken behalten

Wien (OTS) – „Wenn in Altlengbach eine öffentliche Apotheke eröffnet wird, müssen nach einer Übergangsfrist die ärztlichen Hausapotheken schließen“, so Dr. Max Wudy, Leiter des Referats für Hausapotheken und Medikamentenwesen der NÖ Ärztekammer. „Altlengbach hat derzeit zwei Kassenplanstellen für Allgemeinmedizin, und das bei einer Gemeindegröße von ca. 2.800 Einwohnern und etwa 36 Quadratkilometern. Die Gemeinde ist für eine Stelle zu groß, für zwei Stellen jedoch um etwa 1.000 Einwohner zu klein“, so Dr. Wudy weiter. „Und diese Konstellation kann für die medizinische Versorgung in solchen Gemeinden schwerwiegende Folgen haben.“

Dr. Wudy erläutert: „Das erste Problem ist die Versorgung mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Aus einer Umfrage wissen wir, dass sich diese Versorgung nach Wegfall von ärztlichen Hausapotheken aus Sicht der Bevölkerung verschlechtert.“ Laut dieser Umfrage der NÖ Ärztekammer gaben 25 Prozent der Befragten an, schon einmal eine Verzögerung der Medikamentenabgabe in einer öffentlichen Apotheke erlebt zu haben, weil die aufgesuchte Apotheke keinen Dienst hatte. „Bei 55 Prozent der Befragten waren schon mindestens einmal benötigte rezeptpflichtige Medikamente nicht lagernd, 39 Prozent hatten Probleme, weil keine Medikamente mehr zum Hausbesuch mitgebracht werden durften.“

Ohne Hausapotheke könnte auch die medizinische Versorgung plötzlich weg sein

Im Rahmen dieser Umfrage gaben fast 90 Prozent der Befragten an, dass sich die Versorgung mit rezeptpflichtigen Medikamenten seit Schließen der ärztlichen Hausapotheke(n) sehr oder eher verschlechtert hat. „Und das bringt in Fällen wie Altlengbach noch zusätzliche Probleme in Bezug auf die gesamte medizinische Versorgung“, weiß Dr. Wudy. Er erläutert: „Vor Ort wird einer der Kassenärzte kommendes Jahr in Pension gehen. Ein Nachfolger würde im Falle der Eröffnung einer öffentlichen Apotheke keine Hausapotheke mehr bekommen. Wir wissen aus zahlreichen vergleichbaren Fällen, dass sich solche Stellen aufgrund der Abwanderung von Patienten zu anderen Ärzten mit Hausapotheke nicht mehr besetzen lassen.“ Und das ist speziell in Gemeinden wie Altlengbach der Fall, weil sich die ohnehin sehr kleinen Planstellen dann nicht mehr wirtschaftlich betreiben lassen. „Und dann steht auf einmal wieder eine Gemeinde ohne ausreichende medizinische Versorgung da“, so Dr. Wudy weiter.

Die NÖ Ärztekammer hat aus diesem Grund am gestrigen Abend eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung durchgeführt. „Das Interesse war enorm: Etwa 600 Bürgerinnen und Bürger aus Altlengbach und den betroffenen Nachbargemeinden sowie weitere Interessierte sind unserer Einladung gefolgt.“ Die Diskussion war hitzig. Großes Unverständnis herrscht seitens der Bevölkerung in Bezug auf die starre, bürgerfeindliche Gesetzgebung, die nun auch in Altlengbach zu sichtbarem großen Unmut führt.

Duales System von ärztlichen Hausapotheken UND öffentlichen Apotheken gefordert

Bereits im vergangenen Jahr wurde vor Ort eine Unterschriftenaktion durchgeführt. Und zwar mit einem überwältigenden Rücklauf. „1.710 Menschen in Altlengbach sind der Meinung, dass ein Landarzt mit Recht zur Medikamentenabgabe die beste Lösung zur medizinischen Grundversorgung in ihrer Region ist. Die anwesende Bevölkerung von Altlengbach forderte am gestrigen Abend den Gesetzgeber auf, endlich eine patientenfreundliche Lösung ohne Schutzzonen, aber dafür mit einem Nebeneinander von ärztlichen Hausapotheken UND öffentlichen Apotheken zu beschließen.

Dr. Manfred Eder, selbst Landarzt mit Hausapotheke und Finanzreferent der Kurie der niedergelassenen Ärzte der NÖ Ärztekammer, verwies auf die Schweiz, wo es in zahlreichen Kantonen – und sogar in der Großstadt Zürich – so ein duales System gibt. „Die Schweiz zeigt uns ganz deutlich, dass man bürgernahe Gesetze machen kann, die weder bei Apotheken noch bei Ärzten zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führen.“