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Neurodermitis nimmt zu

Branchen News vom 16.03.2012

Wien (OTS) – Mehr als 10% der Kinder in Österreich leiden an Neurodermitis (atopischer Dermatitis). Die Zahl der Betroffenen nimmt ständig zu. Neurodermitis ist damit die häufigste chronisch entzündliche Hauterkrankung bei Kindern. Bei fast der Hälfte der betroffenen Kinder manifestiert sich die Neurodermitis innerhalb der ersten sechs Lebensmonate, bei 85% innerhalb der ersten fünf Lebensjahre. Eltern fühlen sich zunächst oft überfordert und hilflos – und vertrauen viel zu oft auf Wundermittel und Dr. Google. „Wir warnen entschieden vor vermeintlichen Heilmitteln und selbstgewählten Neurodermitis-Diäten“, so OA. Dr. Isidor Huttegger (ÖGKJ). Damit sich Eltern im Informationsdschungel besser zurechtfinden, haben Österreichs KinderärztInnen und ApothekerInnen einen Eltern-Ratgeber erarbeitet und starten nun eine gemeinsame Aufklärungsoffensive.

Neurodermitis verläuft in Schüben, ist nicht ansteckend und tritt in vollkommen unterschiedlichen Schweregraden auf. Die Ursache der Erkrankung ist eine Störung der Haut-Barrierefunktion, durch die ein Feuchtigkeitsverlust der Haut entsteht. Erblich vorbelastete Kinder leiden deutlich häufiger an der Hautkrankheit – sind beide Eltern betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 60%. Die meisten Eltern sind nach der Diagnose zunächst geschockt und fühlen sich hilflos. „Und dann probieren sie alles Mögliche aus, um ihren Kindern zu helfen. Schwere Mangelernährungszustände bei Kindern aufgrund von Diäten im Selbstversuch sind nicht selten!“, so OA Dr. Huttegger, Leiter der Arbeitsgruppe pädiatrische Dermatologie der ÖGKJ.

Ratgeber und 7 goldene Regeln unterstützen Eltern bei der Behandlung

Informierte Eltern können eine Menge dazu beitragen, die Symptome der Neurodermitis zu lindern und ihrem Kind das Leben zu erleichtern. „Eltern können die Rolle eines „Co-Therapeuten“ bei der Neurodermitis-Behandlung ihres Kindes übernehmen und damit die Lebensqualität ihres Kindes deutlich verbessern“, definiert OA Dr. Huttegger sein vorrangiges Ziel. „Um das zu erreichen, müssen wir sie über die Erkrankung gut informieren.“ Zu diesem Zweck gibt es neben den angebotenen Neurodermitis-Schulungen nun einen neuen Eltern-Ratgeber, der umfassende Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Neurodermitis enthält. 7 goldene Regeln fassen die wichtigsten Expertentipps in aller Kürze zusammen. Zudem enthält der Ratgeber wichtige Hinweise zum Umgang mit dem Juckreiz und beleuchtet den Stellenwert unterschiedlicher Allergien und auslösender Faktoren. OA Huttegger: „Nur aufgeklärte und geschulte Eltern können echte Therapieoptionen von zweifelhaften Wundermitteln unterscheiden. So können sie ihrem Kind mit der richtigen konsequenten Behandlung das Leben bedeutend erleichtern.“

Nicht alles glauben und keinesfalls alles ausprobieren!

„Mit der Diagnose beginnt für viele Familien die Suche nach der „richtigen“ Therapie, die besonders motivierte Eltern manchmal zu vermeintlichen Wundermitteln und Diäten greifen lässt“, erzählt Dr. Huttegger aus seinem Spitalsalltag. Seitdem im Internet alles (Un)mögliche zu finden und zu erwerben ist, fallen Eltern noch leichter auf falsche Versprechungen herein. „Natürlich immer aus dem Versuch heraus, das Beste für ihr Kind zu tun. Leider bewirken sie damit oft das genaue Gegenteil“, so Dr. Huttegger. „Fest steht: Es gibt für Neurodermitis leider kein Heilmittel.“

ApothekerInnen beraten und begleiten die dauerhafte Basistherapie

Vor allem im ersten Lebensjahr gelingt durch die regelmäßigen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kinderärztin/Kinderarzt. Danach nimmt die Besuchsfrequenz in den Ordinationen langsam ab, was sich in einigen Fällen negativ auf die Therapietreue (Compliance) auswirkt. Hier erkennen Österreichs ApothekerInnen ihr größtes Potenzial in der Neurodermitis-Therapie. „Wir sehen die Eltern regelmäßig und wissen in vielen Fällen auch, wer in der Familie welche Krankheiten hat und möglicherweise eine Dauertherapie benötigt“, so Mag. Max Wellan, angestellter Apotheker in Wien und Vizepräsident der Wiener Apothekerkammer. „In Österreichs Apotheken stehen unterschiedliche geeignete Präparate zur Basistherapie bei Neurodermitis zur Verfügung. Die Apothekerinnen und Apotheker bilden sich auch in diesem speziellen Bereich laufend weiter und können Eltern betroffener Kinder bei Auswahl und Verwendung der Basistherapie unterstützen.“ Erst gestern fand in Wien im Rahmen der Initiative eine ApothekerInnen-Fortbildung zu Neurodermitis bei Säuglingen und Kleinkindern statt. „Wir möchten unseren Teil beitragen und Eltern auch aktiv zu diesem komplexen Thema informieren. Deswegen war es uns ApothekerInnen ein Anliegen, bei der Ausarbeitung des Eltern-Ratgebers mitzuwirken.“

Drei Behandlungssäulen für mehr Lebensqualität bei Neurodermitis

Neurodermitis kann nicht geheilt werden, ist aber sehr gut behandelbar. Drei Säulen sollten unbedingt beachtet werden, um die Symptome zu verringern und die schubfreien Zeiten zu verlängern:

1. Säule: Basistherapie

Mehrmals täglich den ganzen Körper eincremen, vor allem auch bei scheinbar gesunder Haut in schubfreien Phasen! Ausschließlich spezielle Kinderprodukte ohne Duft- und Konservierungsstoffe aus der Apotheke verwenden.

2. Säule: Auslöser (sogenannte „Triggerfaktoren“) vermeiden

Bekannte Trigger (Kleidung, Schwitzen, Klima, psychische Belastungen, etc.), die den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen, sollten ständig gemieden werden. Bei bestätigten Allergien muss auch der Kontakt zu allergieauslösenden Faktoren ständig vermieden werden.

3. Säule: Ausreichend antientzündliche Therapie

Zur Behandlung akuter Ekzemschübe werden – zusätzlich zur Basistherapie – moderne, meist schwache kortisonhältige Salben angewendet. Damit gelingt es, den Teufelskreis aus Infektion – Entzündung – Juckreiz – Kratzen zu durchbrechen.

Der Elternratgeber zur Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern ist ab sofort in Österreichs Apotheken, bei KinderärztInnen und DermatologInnen erhältlich.

 

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