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Mehr als 1.000 Besucher informierten sich am 5. Aktionstag Gesundheit OÖ 2015

Branchen News vom 25.09.2015

Linz (OTS) – Chronische Erkrankungen sind in Österreich weiter auf dem Vormarsch – alleine von Diabetes mellitus sind geschätzte 600.000 Österreicher betroffen. Früherkennung, Prävention und interdisziplinäre Gesundheitsförderung – das waren beim diesjährigen Aktionstag Gesundheit OÖ 2015 die zentralen Schlagworte. Über 1.000 Besucher holten sich bei führenden Experten und insgesamt 35 Ausstellern Informationen rund um Diagnostik und neue Therapieformen sowie Tipps für ein selbstbestimmtes Leben mit einer chronischen Erkrankung. Im Expertentalk standen Persönlichkeiten aus Politik und Gesundheit den Betroffenen und Angehörigen Rede und Antwort.

Bereits zum vierten Mal ging gestern der Aktionstag Gesundheit:
Herz-Kreislauf, Diabetes, Impfen & Co., im ORF Landesstudio Oberösterreich über die Bühne. Über 1.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich bei freiem Eintritt von führenden Gesundheitsexperten über die Themen Vorsorge, Therapie uvm. umfassend zu informieren. „Mehr als ein Drittel der Österreicher sind von einer chronischen Erkrankung betroffen oder mit Gesundheitsfragen beschäftigt. Patienten und deren Angehörigen müssen wir multiprofessionelle Hilfestellung und Lösungsansätze für ein Leben mit bestmöglicher Gesundheitskonstellation im Falle einer Erkrankung anbieten“, erklärte Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Oberösterreichischen Apothekerkammer, die in Kooperation mit AM Plus, dem Land OÖ und dem ORF OÖ für die Organisation verantwortlich zeichnete. „Oberösterreich verfolgt in der Betreuung chronisch Kranker einen hohen Standard. Wir werden auch künftig auf Prävention und Früherkennung setzen, um Betroffene ehestmöglich entsprechenden Therapiemaßnahmen zuzuführen und Folgeerkrankungen vorbeugen zu können. Der Aktionstag Gesundheit leistet hier einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung und Information und ich möchte allen Beteiligten für die Initiative zu diesem äußerst sinnvollen Tag danken“, so Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer.

Gesundheits-Checks vor Ort

Im Rahmen des Aktionstages Gesundheit hatten alle Interessierten die Möglichkeit, in der Mess-Straße ihren persönlichen Gesundheits-Check durchzuführen. So konnte man bei verschiedenen Stationen etwa Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin messen und sich u.a. einem Hörtest unterziehen. Zudem wurden ein Venenscreening, ein Kohlenmonoxid-Test und Gefäßaltermessungen angeboten. Die Besucher erhielten damit in kürzester Zeit einen Überblick über ihre persönlichen Gesundheitswerte. „Viele Erkrankungen sind in Österreich unterdiagnostiziert und untertherapiert. In Oberösterreich wissen beispielsweise geschätzt mehr als ein Viertel der Diabetes mellitus Patienten noch nicht, dass sie davon betroffen sind. Demnach werden sie nicht behandelt. Bis zur Diagnose sind oft bereits Folgeschäden eingetreten. Wir versuchen daher gemeinsam aktiv, Risikopatienten frühzeitig zu erreichen, um sie einer gezielten und individuellen Behandlung zuzuführen“, so Dr. Erwin Rebhandl, Allgemeinmediziner und Präsident der Initiative AM PLUS.

Warnsignale am Beispiel Diabetes richtig deuten

„Warnsignale werden oft verharmlost oder falsch gedeutet. Die heimischen Apotheken nehmen als regionale Anlaufstellen, denen großes Vertrauen entgegengebracht wird, eine zentrale Rolle ein, um erste Anzeichen richtig einzuschätzen und im Bedarfsfall zur entsprechenden Abklärung beim Arzt zu motivieren. Wir müssen die Bevölkerung aber auch darin bestärken, eigenverantwortlich Anzeichen zu erkennen und sich fachlichen Rat zu suchen“, erläuterte Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer OÖ. Sehstörungen, starker Durst ohne besonderen Grund, Müdigkeit, starker Harndrang und trockene Augen – all das können Anzeichen einer Diabetes-Erkrankung sein. Diese müssen aber nicht zwangsläufig kombiniert auftreten. „Kommen erste Anzeichen zum Vorschein, ist es leider meist schon zu spät. Da der Nüchternzucker als Parameter allein nicht aussagekräftig genug ist, macht es Sinn, auch den Langzeitzuckerwert HBA1C bei der Diagnosestellung zu berücksichtigen“, ergänzte MR Dr. Michael Hohl, Präsident des Dachverbandes der Österreichischen Diabetikervereinigung. Mag. Dr. Andrea Wesenauer, Direktorin der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse verwies im Rahmen des Aktionstages auf das Potential von Präventionsprogrammen chronischer Erkrankungen für Patienten und Gesundheitssystem: „Volkskrankheiten sind in Österreich weit verbreitet. Die OÖGKK setzt auf Gesundheitsförderung, Prävention und hochwertige Therapien. Dazu bieten wir qualitätsgesicherte, maßgeschneiderte und zielgruppenorientierte Angebote wie die klassische Vorsorgeuntersuchung, stationäre und ambulante Raucherentwöhnungsprogramme sowie Ernährungs- und Bewegungskurse. Für Schwangere und junge Eltern haben wir das Programm ‚…Von Anfang an!‘ entwickelt und für Menschen in besonderen Lebenslagen bieten wir Kuren wie ‚ANNA – Angehörige nehmen Auszeit‘ an. Zudem spielt die OÖGKK in der betrieblichen Gesundheitsförderung eine Vorreiterrolle und arbeitet auch mit dem Lebensmittelhandel zusammen, um die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken. Für Menschen, die bereits von manifesten Krankheiten betroffen sind, bietet die OÖGKK strukturierte Betreuungsprogramme wie ‚Therapie aktiv‘ für Diabetikerinnen und Diabetiker an“.

Teamwork bei Früherkennung und Betreuung chronisch Kranker

Zu wenig Bewegung und unausgewogene Ernährung sind häufig die Ursachen dafür, dass immer mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Adipositas oder Diabetes leben müssen. Im Primary Health Care-Modell (PHC) sieht Dr. Wolfgang Hockl, Präsident der Oberösterreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (OBGAM) eine entsprechende Chance zur Optimierung: „In solchen Zentren werden Ärzte und viele andere Berufsgruppen eng zusammenarbeiten, um Patienten eine optimale Versorgung bieten und sie engmaschig und regional betreuen zu können. Wir achten auf die entsprechende Ausbildung und Qualität dahinter.“ Interdisziplinäres Zusammenarbeiten steht in solchen PHC-Zentren im Vordergrund und ist im Sinne des Patienten. Priv.-Doz. OA Dr. Matthias Bolz, Leitender Oberarzt und stv. Abteilungsvorstand der Augenabteilung am AKH Linz, veranschaulichte, warum Diabetes auch die Augen betreffen kann:
„Besonders in der Netzhaut sind Gefäße, die auf Dauer geschädigt werden können. Ich empfehle jedenfalls, einmal im Jahr einen Augenarzt aufzusuchen. Dieser untersucht weit mehr als viele wissen. Kommt der Patient rechtzeitig, können wir in der Regel helfen.“ Und auch die Niere, als gut durchblutetes Organ, wird durch Diabetes in Mitleidenschaft gezogen: „Nach 20 Erkrankungsjahren haben rund 50 Prozent aller Diabetiker auch eine Niereninsuffizienz. Das gefährliche ist, dass Nierenerkrankungen schleichend kommen und meist keine Schmerzen verursachen. Vorsorge sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind im Sinne einer frühzeitigen Diagnose entscheidend. In den letzten Jahren hat die Forschung gezeigt, dass auch das Risiko, ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden, etwa zehn Mal höher ist, wenn die Niere stark in Mitleidenschaft gezogen ist“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Erich Pohanka, Vorstand der II. Medizinischen Abteilung am AKH Linz. Menschen mit Diabetes leiden oft auch an einem zu hohen Blutdruck: „Etwa 40 Prozent leiden darunter, wissen aber häufig nichts davon. Eine rechtzeitige Diagnose kann entscheidend dazu beitragen, im Alter Zwischenfällen wie etwa einem Schlaganfall vorzubeugen. Ich empfehle nicht nur den Blutdruck zu messen, sondern auch das Gefäßalter zu bestimmen. Wenn wir älter werden, werden unsere Blutgefäße zunehmend steif, wodurch der Blutdruck steigt. Dieses Problem können wir neuerdings – dank einer Erfindung in Kooperation mit dem AIT Seibersdorf – mit einer Blutdruckmanschette messen. Hat man ein erhöhtes Gefäßalter, wirkt sich das negativ auf Herzfunktion und -durchblutung aus. Herzschwäche ist eine mögliche Folge“, so Priv.-Doz. OA Dr. Thomas Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie. „In der Ambulanz betreuen wir Patienten mit Diabetes – doch wir betreuen nicht nur den Diabetes selbst, sondern die Zuckerkrankheit als Ganze – mit all ihren Facetten. Dazu gehören etwa Blutdruck, Cholesterin, uvm. Nicht selten haben Betroffene bereits eine Endorganschädigung in Form eines Schlaganfalls o.Ä. Diabetes mellitus ist eine Krankheit bei der – bedingt durch den erhöhten Blutzucker – dieser über den Harm ausgeschieden wird. Das führt auf Dauer zur Erkrankung der kleinen und großen Blutgefäße. Wir müssen den Patienten mit seinen individuellen Risikofaktoren und Lebensgewohnheiten dort abholen wo er ist. Die wichtigsten Vorsorgemaßnahmen sind Bewegung, Ernährung und ein ausgewogener Lebensstil“, so OA Dr. Thomas Steinmaurer, Leiter der Diabetesambulanz am KH der Barmherzigen Brüder Linz. „Einen wichtigen Beitrag in der Primärversorgung leisten auch 50 oberösterreichische Apotheken, die durch ihre spezielle Ausbildung Partner von Disease Management Programmen (DMP) sind. Sie bieten im Rahmen der Initiative „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ ein erfolgreiches Beratungs- und Betreuungsangebot für Diabetes-Erkrankte an und koordinieren sich hierbei mit Ärzten. Außerdem kann direkt in der Apotheke in wenigen Minuten mittels FINDRISK-Fragebögen abgeklärt werden, ob der Teilnehmer zur Diabetes-Risikogruppe zählt und bei entsprechendem Ergebnis an einen Arzt zur Abklärung weitergeleitet werden“, zeigt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr auf.

Risikogruppe 50 Plus: Impfempfehlungen der Experten

Zum Thema Impfen stand mit Univ. Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Med Uni Wien, eine ausgewiesene Expertin in der Talkshow, moderiert von ORF-Mann Gernot Hörmann, Rede und Antwort: „Jeder Mensch sollte entsprechend geimpft sein. Für jedes Alter haben wir diesbezügliche Impfempfehlungen. Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer, was die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen begünstigt und besonders bei chronisch Kranken der Fall ist. Im Herbst ist Influenza eine wichtige Impfung. Die Wirksamkeitsdauer der Grippeimpfung umfasst etwa sechs Monate. Damit der Schutz bis März (Anmerkung: Erkrankungsgipfel in den letzten Jahren war Anfang Februar) hält, ist eine Impfung am besten mit Ende Oktober/Anfang November durchzuführen. Bei immunsuppremierten Personen empfiehlt sich eventuell zweimal zu impfen – etwa im September/Oktober und ein zweites Mal – zur Auffrischung – Ende Jänner. Auch die Immunisierung gegen Pneumokokken ist bei Personen 50+ anzuraten. An Auffrischungsimpfungen, die in der Kindheit durchgeführt wurden – etwa Diphtherie, Tetanus, Polio und Pertussis (Keuchhusten) – müssen alle Erwachsenen erinnert werden. Auch auf den Schutz vor Masern, die in Österreich gerade eine Art Renaissance erleben, möchte ich aufmerksam machen. Das betrifft zunehmend auch Erwachsene, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden. Generell stellt sich leider heute das Problem beim Impfen dar, dass viele impfpräventable Erkrankungen nicht mehr im Bewusstsein sind, weshalb sich die Menschen immer seltener impfen lassen. De facto sind diese Erkrankungen aber nach wie vor existent und mangels Immunisierung kann es so zu einer raschen Ausbreitung kommen, wie wir derzeit am Beispiel Masern sehen. Hinsichtlich der aktuellen Flüchtlingsproblematik möchte ich anmerken, dass mittlerweile diesbezügliche Empfehlungen seitens des BMG und des nationalen Impfgremiums für die Impfversorgung in Erstaufnahmezentren bestehen. Die Impfung gegen Masern gehört hier klar dazu. Man muss davon ausgehen, dass die junge Generation aus einem Krisengebiet nicht über einen ausreichenden Impfschutz verfügt. Auch Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio und Meningokokken sollten in den Erstaufnahmezentren angeboten werden. Gleichzeitig muss aber betont werden, dass eine Ausbreitung von Erkrankungen dann nicht möglich ist, wenn die eigene Bevölkerung entsprechend durchgeimpft ist. Daher muss mehr denn je in der österreichischen Bevölkerung auf einen optimalen Impfschutz geachtet werden“, führte Wiedermann-Schmidt aus.

Positives Resüme eines gelungenen Aktionstages Oberösterreich 2015

„Ich freue mich über die positive Resonanz der über 1.000 Besucher und das Engagement der Aussteller. Nun gilt es, die Angebote zur Versorgung und Unterstützung von chronisch Kranken weiter zu steigern und zu verbessern sowie die Kooperation zwischen Patienten, Apothekern, Ärzten und weiteren Gesundheitseinrichtungen zu forcieren“, schloss Mursch-Edlmayr ab.

Weitere Bilder zur Veranstaltung finden sie unter:
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