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ESIDOG gibt Impfplan für Frauen heraus

Branchen News vom 24.10.2017

Wien (OTS) – Impfen ist eine wichtige Form der Prävention. Das gilt nicht nur für die Kindheit, sondern auch noch im Erwachsenenalter. Vielen ist das nicht ausreichend bewusst. Auch Frauen nicht, obwohl diese vor und während einer Schwangerschaft ganz besonders vor Infektionen geschützt werden sollten. Die ESIDOG (European Society for Infectious Diseases in Obstetrics and Gynaecology) hat daher auf Basis des allgemeinen Impfplanes einen eigenen Impfplan für Frauen erstellt, der ihnen helfen soll, die bestehenden Impfempfehlungen auf die eigene Lebenssituation herunterzubrechen. Die Frauenärzte sollen dabei helfen.

„Viele – vor allem junge – Frauen gehen nicht regelmäßig zum Arzt -außer zum Frauenarzt“, erzählt Univ. Prof. Dr. Herbert Kiss, Präsident der ESIDOG im Rahmen eines Pressegesprächs am Dienstag in Wien. „Somit ist er der ideale Ansprechpartner, um mit der Frau auch über Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen zu sprechen.“ Auch die WHO empfiehlt, dass jeder Arztbesuch dazu genutzt werden soll, den Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls die notwendigen Impfungen aufzufrischen oder zu verabreichen.

Kompakter Plan nur für Frauen

Die ESIDOG, also jene gynäkologisch wissenschaftliche Fachgruppe, die sich speziell mit Infektionen und deren Vorbeugung bei der Frau beschäftigt, hat nun einen kompakten Impfplan nur für Frauen herausgebracht, der auf einen Blick zeigt, welche Impfungen gerade anstehen. „Das Thema Impfen begleitet uns alle ein Leben lang“, sagt Mag.a Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. „Ich freue mich, dass wir mit dem Frauenimpfplan speziell die Frau in den Mittelpunkt stellen und auf diese wichtige Präventionsmaßnahme aufmerksam machen können.“ Über Umwege soll dieser auch Männer zum Impfen bewegen. Experten erwarten nämlich, dass viele Frauen ihr – über den Frauenimpfplan erworbenes -Wissen rund um das Thema Impfen an Familie und Freunde weitergeben und so zur allgemeinen Aufklärung beitragen.

Impfungen in und vor der Schwangerschaft

Ganz besonders widmet sich der Frauenimpfplan den Impfungen in der Schwangerschaft.  Während dieser gilt: Es sollte so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig geimpft werden. „Eine werdende Mutter ist besonders anfällig für Infektionen, da das Immunsystem in dieser Zeit verändert wird“, erläutert Kiss. Noch dazu verlaufen Infektionen oft auch wesentlich schwerwiegender als bei nicht schwangeren Frauen. Ein weiterer wichtiger Grund für Impfungen während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist der sogenannte Nestschutz. Dieser kommt dadurch zustande, dass während der Schwangerschaft über den Mutterkuchen mütterliche Antikörper übertragen werden. Dadurch wird das Neugeborene mit-immunisiert und somit vor einer Infektion geschützt.

Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten außerdem schon vorher alle notwendigen Impfungen auffrischen („prepare for pregnancy“), insbesondere Masern-Mumps-Röteln und Varizellen (Feuchtblattern), da diese in der Schwangerschaft nicht empfohlen sind.

Eine ausbaufähige Erfolgsgeschichte: Impfung gegen HPV

Viel zu tun ist noch bei der HPV (Humanes Papilloma-Virus)-Impfung. Hier ist vor zwei Jahren ein großer Meilenstein erreicht worden. Ein 2015 zugelassener Impfstoff kann nun erstmals 90 Prozent aller durch das Virus verursachten Karzinome verhindern. Derzeit wird die Impfung allen Mädchen und Buben zwischen dem neunten und zwölften Geburtstag im Rahmen des Gratis-Kinderimpfprogrammes angeboten. Bis zum 15. Lebensjahr kann zu einem vergünstigten Preis nachgeimpft werden. Dennoch gibt es Aufholbedarf. „Aktuell liegt die Durchimpfungsrate bei Kindern bis 11 Jahre trotz des guten Programmes bei nur knapp 60 Prozent. Eine 80-prozentige Durchimpfungsrate wäre allerdings notwendig, um das Virus flächendeckend zu eliminieren“, erzählt Univ. Prof. Dr. Elmar Joura von der Universitätsklink für Frauenheilkunde in Wien und Mitentwickler des neuen Impfstoffes.

Frauen und Mädchen im sexuell aktiven Alter, die bisher nicht geimpft wurden, wird angeraten, das nachzuholen. Wünschenswert wäre, wenn alle Frauenärzte dies beim jährlichen Routine-Kontrollbesuch empfehlen würden. Denn: „Je breiter ein Catch-up-Programm angelegt ist, desto eher sieht man die Erfolge“, erläutert Gynäkologe Joura.

Fortschritte hat es in den vergangenen Jahren nicht nur beim Impfstoff gegeben, sondern auch bei den Screening-Methoden. Daher sollte der bisherige „Pap-Test“ nun bei Frauen ab 30 durch einen wesentlich aussagekräftigeren primären HPV-Test ersetzt oder ergänzt werden.

Gefährliche Impflücken bei Masern

Ebenfalls erfolgreich, aber nicht in ausreichendem Maße, ist die Masernimpfung. „Die geforderte Durchimpfungsrate für die erste Masern-Mumps-Röteln (MMR)-Teilimpfung wird bei Kindern erst im Alter von etwa sechs Jahren erreicht, bei der zweiten gar nicht – sie liegt etwa 10 Prozentpunkte darunter. Auch bei Erwachsenen gibt es große Defizite in den Durchimpfungsraten“, erzählt Ing. Dr.in Monika Redlberger-Fritz vom Institut für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Um tatsächlich einen Herdenschutz zu erreichen, wäre eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent in der Gesamtbevölkerung notwendig.

„Gerade vor einer geplanten Schwangerschaft sollten Frauen unbedingt darauf achten, gegen Masern geimpft zu sein“, betont die Virologin. „Denn in dieser Zeit ist ein besonders schwerer Verlauf der Erkrankung wahrscheinlicher als bei nicht schwangeren Frauen. Lungenentzündungen sind eine häufige Komplikation.“ Außerdem kann eine Infektion Fehlgeburten verursachen, in späteren Monaten Frühgeburten oder ein niedriges Geburtsgewicht des Neugeborenen. Im letzten Trimenon kann es auch zu einer Ansteckung des Babys kommen. Nicht geimpfte Schwangere können ihrem Kind außerdem keinen Nestschutz verleihen.

Apotheken als erste Anlaufstelle für Impfberatung

„Dass mehr Aufklärung notwendig ist, zeigt sich auch bei den Kundengesprächen in der Apotheke“ berichtet Mag.a pharm. Christina Kletter, Apothekerin in Wien. „Frauen haben oft eine Schlüsselrolle, was die Impfungen für die Familie betrifft. Wir unterstützen sie dabei gerne und helfen auch, sie an die wichtigsten Impfungen für sich selbst zu erinnern“.

Der Impfplan für Frauen ist online unter www.esidog.at/impfplan-fuer-frauen abrufbar.