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BEST POINT OF CARE und die Zukunft der Apotheke

Branchen News vom 26.06.2015

Linz (OTS) – Im Rahmen des Sommergesprächs der Apothekerkammer Oberösterreich am 11. Juni 2015 fand eine Podiumsdiskussion statt, die sich aus hochkarätigen Vertretern des heimischen Gesundheitssystems zusammensetzte und die Zukunft der Rolle des Apothekers – insbesondere in Bezug auf das Schlagwort BEST POINT OF CARE – diskutierte.

Erst vor einigen Jahren haben Dr. Hans Jörg Schelling, in seiner damaligen Funktion als Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverbandes der Österreichischen Sozialversicherungsträger, und der jetzige Generaldirektor Dr. Josef Probst, den „Masterplan Gesundheit“ verfasst. Kurz darauf folgte mit der Gesundheitsreform das Konzept der wohnortnahen Versorgung und damit die Frage nach dem BEST POINT OF CARE – also jener Stelle, an dem Patienten bestmöglich und zugleich kostengünstig und effizient versorgt werden können.

Mit 1300 Apotheken bietet die heimische Apothekerschaft nicht nur einen besonders niederschwelligen Zugang zum Gesundheitssystem, sondern auch ein flächendeckendes Netzwerk zur pharmazeutischen Versorgung und Gesundheitsberatung der Österreicher. Ergänzt man diese Tatsache mit ihrer umfassenden Kompetenz und ihrem medizinischen Know-how, so liegt auf der Hand, dass die Apotheker im Bereich BEST POINT OF CARE eine Schlüsselposition einnehmen.

Vor diesem Hintergrund betonte die Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr: „Apotheken sind Institutionen, die sich täglich mit den Gesundheitsanliegen gesunder, akut und chronisch kranker Menschen befassen. Darüber hinaus genießen sie ein hohes Maß an Vertrauen seitens der Bevölkerung und die Mitarbeiter verfügen über eine höchstwertige Ausbildung. Apotheker sind Arzneimittelprofis und Wegweiser im österreichischen Gesundheitssystem. Zudem die Einzigen, die auf Grund ihres Studiums umfassend ausgebildete Arzneimittelfachleute sind. In Oberösterreich sind flächendeckend 198 Apotheken verteilt. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung erreicht die Nächstgelegene in weniger als zehn Minuten. Wer verändern und gestalten möchte, benötigt verlässliche Kommunikationsschnittstellen, mit denen die Menschen entsprechend erreicht und Ziele nachhaltig verfolgt werden können“, so Mursch-Edlmayr.

Seitens des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger bekommt die Apothekerschaft Rückendeckung: „Im Sinne des ethischen Grundsatzes übernehmen Apotheker die Aufgabe, das ihnen entgegengebrachte Vertrauen zu bestärken. Immerhin sind sie als Berater in Medikamentenfragen die erste Anlaufstelle im Bereich der niederschwelligen Gesundheitsberatung. Bereits im Masterplan Gesundheit wurde formuliert, dass die Apotheker eine wichtigere Rolle im Gesundheitswesen einnehmen sollten. Eine maßgebliche Entwicklung im Gesundheitswesen wird ELGA sein, als deren Leitprojekt die E-Medikation im Frühjahr 2016 in Deutschlandsberg beginnen wird. Das ist eine exzellente Chance, dass die Apotheker ihre Kompetenz einbringen können. Wechselwirkungen und Doppelverschreibungen werden im Interesse der Patienten geprüft. Die Apothekerschaft genießt hohes Vertrauen der Bevölkerung. Ich würde raten, dass sich die Apotheke als vertrauensvoller Berater zur Förderung der Gesundheitskompetenz der Bürger in einem neu aufgestellten Gesundheitssystem entwickelt“, so Dr. Josef Probst, Generaldirektor im Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, im Rahmen der Podiumsdiskussion.

Die Rolle der Apotheker sowie deren Interessen im internationalen Vergleich brachte anschließend der Präsident der European Health Management Association (EHMA), Dr. Armin Fidler, mit ein: „Auf internationaler Ebene sind die Anliegen sehr ähnlich. Dennoch ist die Verhaltensdynamik der Apothekerschaft, auch hinsichtlich Umsetzung, in anderen Ländern deutlich höher. Das globale Gesundheitswesen verschlingt schon heute zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes und steuert auf einen noch nie dagewesenen Veränderungsprozess zu. Eine gerade veröffentlichte Studie mit dem Titel „Rise oft he Robots: Technology and the Threat of a Jobless Future“ von Martin Ford listet den Apothekerberuf als einen von zwölf Berufen auf, die es in 20 Jahren in der Form nicht mehr geben wird. Auch die zunehmende Computerisierung des Sektors spielt mit ein. So wird schon jetzt in einer von drei US-amerikanischen Anstaltsapotheken nahezu die gesamte Arbeit von Robotern verrichtet. Jedes dritte US-Krankenhaus verfügt über solche Roboter. Kumuliert verrichten diese 350 Mio. Verschreibungen pro Jahr – mit einer Sicherheitsquote von 99,9% – also so gut wie fehlerfrei. Parallel belegen Studien, dass der Mensch im Schnitt einen Fehler auf 55 Verschreibungen macht. Entsprechend entwickelt sich der Trend in den USA in Richtung flächendeckender Roboterversorgung. Hierzulande kann man die Rolle der Apotheker aus meiner Sicht aber durch das Zusammenspiel des niederschwelligen und guten Zugangs mit dem hohen Vertrauen der Bevölkerung und der guten Ausbildung der Pharmazeuten sowie der Flächendeckung weiter aufwerten. Pharmazeuten können im Rahmen von Primary Health Care, Disease-Management-Programmen und der Präsenz in Krankenhäusern einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Erhaltung leisten. Natürlich wird sich diese Position durch den Einfluss globaler Megatrends mittel- bis langfristig wandeln. Hinsichtlich Innovationsbereitschaft müssen wir in Österreich aber jedenfalls aggressiver werden. Das wohl plakativste Beispiel ist hier das Apothekergesetz aus dem Jahr 1906″, so Fidler.

Abschließend betont Dr. Mursch-Edlmayr entschlossen: „Hinzu kommt der ausgeprägte Innovationsgeist unseres Berufsstandes – Apotheker tragen Veränderung nicht nur mit, sondern setzen frühzeitig eigene Initiativen, um die Versorgung im Sinne des Patienten nachhaltig zu verbessern. Das System ist jedoch träge und bis tatsächlich etwas umgesetzt wird vergehen oft Jahre. Es gibt viel zu tun und wir sind bereit unseren Beitrag zu leisten. Dennoch werden wir bei der Diskussion um die Primärversorgung zunehmend an den Rand gedrängt, stattdessen sollte sich das System unseres einzigartigen Netzwerkes und unserer hohen Kompetenz bedienen!“