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Arzneimittelversandhandel nach Österreich – Gegensätzliche Sichtweisen prallten aufeinander

Branchen News vom 13.12.2011

Wien (OTS) – Auf der IIR Fachkonferenz Arzneimittelversandhandel von 29.-30. Nov. 2011 wurde das kontroverse Thema Arzneimittelversandhandel heiß diskutiert. Als Einstieg in die Konferenz wurde dem in Österreich geltenden Verbot der Internetapotheken vonseiten mehrerer Rechtsexperten „klassische Inländerdiskriminierung“ (Maria-Luise Plank) und „EU-Rechtswidrigkeit“ (Jakob Hütthaler) zugeschrieben. Im Rahmen des Sprecherforums am ersten Halbtag stellten sich Vertreterinnen und Vertreter von sieben Interessensvertretungen bzw. Unternehmen der Diskussion – und brachten sieben verschiedene, teils völlig konträre Sichtweisen ein.

Der mündige Konsument möge nur auf vertrauenswürdigen Seiten bestellen

Ein Minimalkonsens wurde erreicht: Man kann dem Handel mit Arzneimitteln im Internet keinen Einhalt gebieten. Die Ideen, wie dieser zu gestalten sei, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Franz Floss vom Verein für Konsumentenschutz forderte beispielsweise ein Siegel ähnlich den Bio-Lebensmitteln, sodass die Konsumentin, der Konsument seriöse von unseriösen Versandangeboten im Internet unterscheiden könne. Die Entgegnung, dass man dem vielzitierten mündigen Konsumenten eine gewisse Entscheidungsfähigkeit zutrauen kann und muss, wurde unter Verweis auf Dieter Temmes Vortrag heftig widersprochen. Der Behördenvertreter aus Hamburg konstatierte Deutschlands Konsumentinnen und Konsumenten niedriges Problembewusstsein und stellte fest, dass eine Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Anbietern im Internet nur schwer möglich sei. Max Wellan von der Apothekerkammer führte die mangelnde Beratung beim Internetverkauf als Gegenargument an, was von Otto Pjeta, Vertreter der Ärztekammer, insofern entkräftet wurde, als er zwei Studien zur Beratungsqualität zitierte, die Österreichs Apotheken einen äußerst negativen Bescheid hinsichtlich ihrer Beratungsleistung ausstellten. Helga Tieben, Vertreterin der Pharmig, beklagte, dass getäuschte oder gar geschädigte Konsumentinnen und Konsumenten sich letztendlich wieder an die Produkthersteller wendeten.

Heinrich Jacoby von der ARGE Pharmazeutika bemühte das Argument der im Versandhandel nicht eingehaltenen Kühlkette. Diesem Einwand konnte Klaus Gritschneder vom Europäischen Verband der Versandapotheken so gar nichts abgewinnen: „Das ist ein Strohhalm. Die Kühlkette hat man im Griff“ und könne bis in den Patientenkühlschrank nachgewiesen werden. Walter Oberhänsli von der Zur Rose Gruppe nutzte das Sprecherforum für ein Plädoyer pro Liberalisierung. Er wünschte sich mehr Konkurrenz um den österreichischen Markt nicht alleine bedienen zu müssen. Auch er konnte dem Vorwurf, der Versandhandel fungiere als Türöffner für Arzneimittelfälschungen, so gar nichts abgewinnen: „Der Versand hat mit Arzneimittelfälschungen überhaupt nichts zu tun.“ Die im Publikum wohl dringendste Frage nach den österreichischen Bezugsquellen der Zur Rose Versandapotheke ließ er unbeantwortet, damit diese nicht „totgeprügelt“ würden.

Den Arzneimittelfälschungen Einhalt gebieten – Lässt Sisiphus grüßen?

Der zweite Konferenztag stand ganz im Zeichen der Arzneimittelfälschungen und der neuen EU-Richtlinie gegen selbige. Zahlen von 3 bis 12 Mrd. Euro Einführungskosten schwebten ebenso durch den Raum wie kreative Ideen, wie die neuen Bestimmungen – gesetzt der Fall man habe genügend kriminelle Energie – auch wieder umgangen werden könnten.
 
Fabian Waechter von Pfizer, rühmte sich, den Hersteller des meistgefälschten Arzneimittels der Welt zu vertreten und beantwortete die Frage nach den Chancen der Hersteller im Internetversandhandel wie folgt: „Aus Sicht eines Herstellers gibt es da nichts zu gewinnen. Es wird keine Marktzuwächse geben“. Eher gab er zu bedenken: „Wenn es legale Möglichkeiten gibt zu bestellen, werden auch die Bestellungen bei illegalen Möglichkeiten zunehmen.“

 

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