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Apothekerverband warnt vor „Ho-Ruck Aktion“ bei PHC-Gesetz

Branchen News vom 31.05.2017

Wien (OTS) – Um das gute österreichische Gesundheitssystem auf internationalem Spitzenniveau zu halten, sind gut durchdachte Reformen unausweichlich. Der Weg in Richtung Stärkung der Primärversorgung ist richtig – der aktuelle Gesetzesentwurf aber ist an vielen Stellen mangelhaft. Der Apothekerverband appelliert an die Politik, Gesundheitsfragen und damit den aktuellen Gesetzesentwurf aus dem (Vor-)Wahlkampf zu nehmen, um ohne Zeitdruck wirklich alle Beteiligten des Gesundheitssystems einzubinden – damit aus einem gut gemeinten Gesetzesentwurf eine gut gemachte und gut durchdachte Gesetzesvorlage entstehen kann.

Letzte Woche endete die Begutachtungsfrist für das sogenannte „PHC-Gesetz“. Die Beschlussfassung dieses Gesetzes ist für den neuen Präsidenten des Apothekerverbandes Mag. Jürgen Rehak jedoch aus vielen Gründen nicht sinnvoll. „Der vorliegende Gesetzesentwurf hat das richtige Ziel des Ausbaus der Primärversorgung. Es wäre aber schade, wenn das gute Ziel durch eine mangelhafte Umsetzung Schaden erleiden würde. Denn in Fragen des Gesundheitssystems gilt, was auch für Medizin und Pharmazie oberste Priorität hat: Qualität geht vor Geschwindigkeit.“

Keine „Ho-Ruck-Beschlussfassung“ des PHC-Gesetzes im (Vor-)Wahlkampf

Die offenbar vielen eingelangten negativen Stellungnahmen sind für den Apothekerverband ein Ausrufezeichen, dass das PHC-Gesetz gerade in der aktuellen schwierigen politischen Phase nicht als „Ho-Ruck-Aktion“ beschlossen werden sollte. „Für uns Apotheker steht fest: die Gesundheit und das Gesundheitssystem eignen sich nicht als (Vor-)wahlkampf Thema. Daher sollte die Entscheidung über das PHC-Gesetz nicht in dieser unsicheren politischen Situation übers Knie gebrochen werden. Die beste Alternative wäre, sämtliche Beteiligten des Gesundheitssystems an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam aus einem gut gemeinten Gesetzesentwurf eine gut gemachte und gut durchdachte Gesetzesvorlage zu entwickeln. Wichtig ist einzig und allein eine Lösung im Sinne der Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher“, so Rehak.

Apotheken sind unersetzbare Partner für ein gesundes Leben der Menschen

Ein zentraler Kritikpunkt des Apothekerverbandes ist, dass das vorliegende Primärversorgungsgesetz die Apotheken als wichtige Partner des österreichischen Gesundheitssystems in Österreich nicht berücksichtigt. „Wir sind überrascht über die Außer-Achtlassung der Apotheken, denn es sind gerade die Apothekerinnen und Apotheker in Österreich, die in mehr als 1400 Apotheken mit mehr als 300.000 Kundinnen und Kunden täglich wichtige Aufgaben in der Primärversorgung in Österreich übernehmen“ betont Rehak. Die erstklassige und wohnortnahe Gesundheitsberatung, Arzneimittelversorgung und Krankheitsprävention können nur die öffentlichen Apotheken leisten, die damit einer der wichtigsten Partner für ein gesundes Leben der Österreicherinnen und Österreicher sind.

Konkret fordert der Apothekerverband:

  1. Eine strukturierte Zusammenarbeit der Primärversorgungszentren mit der oder den örtlichen öffentlichen Apotheken als verpflichtende Anforderung – zum Beispiel auch bei der Teilnahme an Vorsorge-, Screeningaktionen und integrierten Versorgungsprogrammen.
  2. Gewährleistung der Arzneimittelversorgung und des Medikationsmanagements in den Primärversorgungseinrichtungen durch eine oder mehrere örtliche öffentliche Apotheken.
  3. Für die Standortplanung der Primärversorgungszentren sollten die Standorte der öffentlichen Apotheken als Orientierung herangezogen werden, denn durch das Bedarfsprüfungssystem sind die Apotheken bereits dort angesiedelt, wo der Bedarf an einer wohnortnahen Versorgung von Bevölkerungsgruppen gegeben ist.
  4. Die Apothekerinnen und Apotheker als wichtige und unersetzbare Partner des Gesundheitssystems erwarten sich eine gleichberechtigte Mitwirkungsmöglichkeit an der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems.

Nur ein Miteinander führt zu einer guten Lösung für die Menschen

Die Apotheken sind seit jeher ein verlässlicher Partner im guten österreichischen Gesundheitssystem. “Wir waren und sind der Überzeugung, dass eine positive Weiterentwicklung des Systems nur durch ein Miteinander aller Beteiligten gelingen kann. Die Apotheker waren gerade auch in schwierigen Situationen immer wieder konstruktive Brückenbauer. Diese Rolle möchten wir gerne auch in dieser Frage einnehmen. Wir ersuchen daher Bundesministerin Rendi-Wagner und alle beteiligten Entscheidungsträger die Beschlussfassung des vorliegenden Gesetzesentwurfs auszusetzen, um weitere Gespräche mit allen Beteiligten des Gesundheitssystems zu führen. Damit die Primärversorgung in Österreich im Sinne der Gesundheit der heimischen Bevölkerung auf gute Beine und eine solide Basis gestellt werden kann“, so Rehak abschließend.