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Medikationsmanagement: Die Zukunft der Apotheken

Branchen News vom 25.02.2014

Schladming (OTS) – Medikationsmanagement trägt maßgeblich dazu bei, arzneimittelbezogene Probleme besser zu erkennen und zu lösen. Diese gesamtheitliche Betreuung in allen Arzneimittelfragen ist fest mit der apothekerlichen Leistung verbunden und wird im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit in Zukunft unverzichtbar sein. Mehr als 700 Apothekerinnen und Apotheker tagen dazu derzeit in Schladming.

Das Management von Arzneimittelanwendungen zählt bereits jetzt zur Kernkompetenz der Apothekerinnen und Apotheker. Ziel ist es aber, dieses Medikationsmanagement in Zukunft noch weiter zu verbessern, strukturierter zu gestalten und vermehrt anzubieten. Die größten Probleme der Arzneimitteltherapie liegen in der mangelnden Therapietreue durch den Patienten, die falsche Arzneimittelanwendung sowie in der Polypharmazie. Die laufende Analyse und Optimierung der Medikation eines Patienten hilft, die Probleme zu minimieren und somit die Patientensicherheit, Patientenzufriedenheit und den Therapieerfolg zu verbessern. Diese gesamtheitliche Betreuung in allen Arzneimittelfragen ist untrennbar mit der apothekerlichen Leistung verbunden.

„Beratung und Hilfestellung zu Arzneimittelfragen und Gesundheitsdienstleistungen gibt es bereits jetzt durch die Apothekerin, den Apotheker. In Zukunft muss das gesamte Medikationsmanagement in Österreich jedoch systematisch verbessert und in Zusammenarbeit aller Partner – vom Arzt bis hin zum Patienten – umgesetzt werden. Medikationsmanagement ist dabei als ein dynamischer Prozess zu verstehen, der einer ständigen Analyse und Optimierung des Medikationsplans bedarf“, so Mag. pharm. Max Wellan, Präsident der Österreichischen Apothekerkammer.

Um dieses Vorhaben zu forcieren, hat die Österreichische Apothekerkammer die aktuelle Fortbildungswoche in Schladming (23. bis 28. Februar 2014) unter dieses zukunftsweisende Thema gestellt. Sie ist der Auftakt für die pharmazeutische Serviceleistung, die sukzessive in öffentlichen Apotheken umgesetzt werden soll. Vorbild ist die klinische Pharmazie, die bereits positive Erfahrung mit Medikationsmanagement im Spital sammeln konnte. Die hohe Teilnehmerzahl spricht für das große Interesse am Thema.

Polypharmazie ist keine Ausnahme

Die gesamtheitliche Betreuung in Arzneimittelfragen wird umso wichtiger, wenn der Patient mehrere Arzneimittel einnehmen bzw. anwenden muss. Es geht dabei nicht nur um pharmakologische Probleme – die Wirkung und die optimale Verteilung des Wirkstoffes im Körpers sowie Neben- und Wechselwirkungen – die auftreten können, sondern oftmals auch um galenische Fragen zur Arzneiform (z.B. Tabletten oder Tropfen), Adherence-Probleme, logistische Schwierigkeiten, Probleme der Handhabung (z.B. Insulin Pens, Inhalationsgeräte) etc. Polypharmazie ist schon lange keine Ausnahme mehr: Patientinnen und Patienten erhalten im fortgeschrittenen Alter zunehmend Verschreibungen von verschiedenen Fachärzten, hinzu kommen Behandlungen im Krankenhaus oder in Therapie- und Pflegeeinrichtungen sowie rezeptfreie Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel, die im Rahmen der Selbstmedikation und Gesundheitsvorsorge auf eigene Initiative hin eingenommen werden. Einen Überblick über alle Medikamente zu behalten, fällt den Patienten in solchen Fällen schwer – Einnahmefehler und Wechselwirkungen sind vorprogrammiert.

Wie funktioniert Medikationsmanagement?

Im Rahmen des Medikationsmanagements unterziehen die Apotheker alle Arzneimittel einer systematischen Analyse. Sie eruieren, ob die eingenommenen Präparate Wechsel- oder unerwünschte Nebenwirkungen entfalten, sich gegenseitig in ihrer Wirkung aufheben oder verstärken oder überhaupt wirkstoffgleich sind (Doppelverordnung). In solchen Fällen erstattet die Apothekerin oder der Apotheker dem verschreibenden Arzt Rückmeldung, der die Therapie entsprechend anpasst. Des Weiteren erklärt der Apotheker, wann und wie der Patient die verschiedenen Arzneimittel am besten einnimmt und was dabei zu beachten ist, um Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Medikamenten möglichst gering zu halten. Darüber hinaus werden Patienten über Sicherheitsrisiken, die sich auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Reaktionsfähigkeit beim Bedienen von Maschinen auswirken können, informiert.

„Ein erfolgreiches Medikationsmanagement setzt insbesondere bei chronischen Erkrankungen eine laufende Analyse des Medikationsplans, eine umfassende Dokumentation der Daten sowie eine persönliche Beratung durch die Apotheker voraus. Der anfallende Arbeitsaufwand muss daher in Zukunft auch angemessenen honoriert werden“, fordert der Präsident der Apothekerkammer.

Blick nach Deutschland: Prof. Dr. Marion Schaefer

In unserem Nachbarland Deutschland wurde das Medikationsmanagement bereits 2012 als pharmazeutische Tätigkeit in die Apothekenbetriebsordnung aufgenommen. Prof. Dr. Marion Schaefer, Pharmakoepidemiologin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, erklärt: „Bei der Vielzahl der heute verfügbaren und oft auch parallel verordneten Arzneimittel ist ein möglichst systematisch durchgeführtes Medikationsmanagement unerlässlich. Denn es dient sowohl der Sicherheit des Patienten, des verordnenden Arztes und des Herstellers und liegt auch im Interesse der Krankenkassen. Es kann aber nur im kooperativen und transparenten Zusammenwirken aller Beteiligten gelingen, in das auch der Patient selbst eingebunden sein muss.“

Blick in die USA: Apothekerpräsident Lawrence „LB“ Brown

Die Geburtsstunde des „Medication Therapy Managements“ (MTM), wie es in den USA genannt wird, lässt sich in die 1990er-Jahre zurückführen. MTM wurde damals als „Pharmaceutical Care“ bezeichnet und stellte eine wichtige Chance dar, die Betreuung der Patienten durch Apotheker zu verbessern. Die anfänglichen Herausforderungen des MTM lagen in den USA darin, neben der alltäglichen Tätigkeit die notwendige Zeit (in etwa 30 Minuten) für das MTM aufbringen zu können und die Patienten für das neue Service zu gewinnen. Seitdem konnte die Nachfrage nach dem „Medication Therapy Management“ immer weiter ausgebaut und gefestigt werden.

Apotheken auf einen Blick

In Österreich spielen die öffentlichen Apotheken eine wichtige Rolle als Gesundheitsnahversorger. Ob Großstadt, Kleinstadt oder Gemeinde: Die österreichischen Apotheken liefern Qualität auf höchstem Niveau. Das bestehende Apothekensystem garantiert eine flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln und stellt die Versorgung der Patienten in den Mittelpunkt. Insgesamt beraten 5.800 akademisch ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker in 1.330 Apotheken die Bevölkerung in Gesundheitsfragen. Zusätzlich erbringen über 350 Apothekerinnen und Apotheker wertvolle Versorgungs- und Beratungsleistungen für die Patienten in den österreichischen Krankenanstalten.