Wien (OTS) – Die niederösterreichische Gemeinde Pöggstall wurde beim ersten PRAEVENIRE Gesundheitsforum im April 2016 als eine von vier Gemeinden ausgewählt, um ein Jahr lang ein spezielles Thema im Rahmen eines PRAEVENIRE-Gemeindeprojekts zu ihren Bürgerinnen und Bürgern zu tragen. Pöggstall entschied sich für das PRAEVENIRE-Gemeindeprojekt zum Thema „public health“, dessen Fokus auf den Themen Impfwissen und Sinnhaftigkeit des Impfschutzes liegt.
Nach einer erfolgreichen Projektumsetzung sind in den kommenden Wochen die abschließenden Projektaktivitäten geplant. Grund genug, um die Ziele, Aktivitäten und Erfolge des Projekts Revue passieren zu lassen.
Ziele des Projekts
Bürgermeisterin Margit Straßhofer gab zu Beginn die Richtung für das gemeinsame Projekt vor: „Pöggstall hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, ‚Gesunde Gemeinde‘ zu werden. Wir werden das Projekt kraftvoll unter Einbindung der Bevölkerung vorantreiben.“ Dieses Ziel wurde von der Gemeinde auch erreicht: Pöggstall wurde im Juli 2017 zur 400. ‚Gesunden Gemeinde‘ in Niederösterreich.
Das Gemeindeprojekt „Gemeinsam vorsorgen in Pöggstall“ hat zum Ziel, das Gesundheitswissen zu den Themen Impfen und Impfschutz in der Marktgemeinde Pöggstall zu fördern. Dies wurde durch die Erfassung des Status-quo des Wissenstandes der Pöggstaller Bevölkerung und daran anschließende gezielte Wissensvermittlung angestrebt, um ihr das nötige Rüstzeug zu geben, die individuell richtigen Gesundheitsentscheidungen zu treffen. Damit sollte eine Steigerung der Gesundheitskompetenz, vor allem in Bezug auf Schutzimpfungen, sowie die Schaffung eines Verständnisses für die Wichtigkeit von Schutzimpfungen und gleichzeitigen Abbau eventuell vorhandener Impfskepsis, um den Herdenschutz gewährleisten zu können, erreicht werden.
Grundlage für das Gemeindeprojekt bildete dabei stets der Österreichische Impfplan. In diesem wird eindeutig festgehalten, dass Schutzimpfungen zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen gehören, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Geimpfte Personen sind im Regelfall vor der entsprechenden Krankheit geschützt. Zudem können Krankheiten, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, z.B. Poliomyelitis, Hepatitis B, Masern oder Keuchhusten bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden.
Mag. pharm. Elisabeth Gmach-Mittermayer, Inhaberin der örtlichen Apotheke „Zur Mariahilf“ begrüßte und unterstützte die Anliegen des Gemeindeprojekts sehr: „Die Apotheke ist oft die erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen. Ich bin dabei immer wieder mit Impfskepsis konfrontiert, die sich sachlich nicht begründen lässt. Eine Stärkung des Bewusstseins zum Schutz vor Erkrankungen mittels Impfung begrüße ich deshalb sehr.“
Maßnahmen zur Wissensvermittlung
Zur Erreichung der Projektziele hat die unabhängige Initiative PRAEVENIRE gemeinsam mit den Vertretern der Gemeinde und den Experten des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Frau Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Österreichs führender Impfexpertin, Maßnahmen entwickelt und umgesetzt.
Den offiziellen Start des Gemeindeprojekts in Pöggstall stellte die erfolgreiche Kick-Off-Veranstaltung im Juni 2016 dar, bei der Univ.-Prof. Dr. Wiedermann-Schmidt einen Informationsvortrag hielt und individuelle Beratungen für empfohlene Impfungen durch das Team der Medizinischen Universität Wien (Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin) angeboten wurden. Zudem gab es eine Impf-Tombola, die Prämierung des ältesten Impfpasses und eine Erfassung des Impfstatus der Teilnehmer.
Im Rahmen des Projekts fanden diverse weitere Maßnahmen zur Wissensvermittlung statt. Um möglichst viele Pöggstallerinnen und Pöggstaller zu erreichen, wurde die Gemeindezeitung regelmäßig als Informationsplattform genutzt. Besonders wichtige Maßnahmen waren zwei saisonale Impfkampagnen: Die erste Kampagne startete im Herbst 2016 mit Fokus auf Influenza und Pneumokokken, die zweite Kampagne im Frühling 2017, bei der die FSME-Impfung im Mittelpunkt stand.
Begleitet wurden die Kampagnen von Vorträgen des Gemeindearztes sowie Beiträgen in der Gemeindezeitung und Informationsbroschüren. „Ein stärkeres Bewusstsein für die Erkrankungen, nicht nur bei Risikogruppen, und für die Möglichkeiten, sich davor zu schützen, ist sehr wünschenswert. Der Informationsabend ist ein gutes Beispiel, wie Bewusstseinsschaffung niederschwellig erreicht werden kann und Wissenslücken verringert werden können“, so der Gemeindearzt Dr. Franz Wurzer. Darüber hinaus hat das Team der Medizinischen Universität einen Informationstag für Schulklassen der Neuen Mittelschule veranstaltet.
Studie der Medizinischen Universität Wien
Ein Kernstück des Projekts war eine Studie in Kooperation mit dem Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien, die mittels Fragebogen das Impfwissen und die Gesundheitskompetenz sowie deren Veränderung im Projektzeitraum gemessen hat. Der Fragebogen zur Gesundheitskompetenz zielte auf die umfassende Erhebung des Impfwissens, der Impfbereitschaft und der grundsätzlichen Gesundheitskompetenz der Pöggstaller Bevölkerung ab.
Die Erstellung und Auswertung der Fragebögen wurde von Univ. Prof.-Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt und ihrem Team vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Wien betreut. Aus diesen Ergebnissen geht unter anderem hervor, dass die Einstellung zum Impfen bei Erwachsenen und Kindern mehrheitlich positiv ist. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass mehr Informationen zu impfbezogenen Themen, insbesondere zu Nebenwirkungen und Erkrankungen, gewünscht werden.
„Die Erhebung des Wissensstandes zum Thema Impfen diente dazu, jene Bereiche aufzuzeigen, in denen vermehrter Informationsbedarf oder Skepsis besteht, um die Bevölkerung in der Folge durch gezielte Informationsangebote und Aufklärungsmaßnahmen dabei zu unterstützen, informiert selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt die Bedeutsamkeit dieser Befragungsstudie und deren praxisrelevante Konsequenzen.
PRAEVENIRE erreicht die Menschen und bewirkt Veränderung
Die zahlreichen Aktivitäten rund um das Thema Impfen fanden bei der Pöggstaller Bevölkerung großen Anklang. Zur Evaluierung des Erfolgs der gesetzten Maßnahmen wurden Vergleichsbefragungen und Erhebungen der Impfstoffverkäufe sowie der Impfstoffverabreichungen in der Gemeinde durchgeführt.
Ein Beweis für den Erfolg der Aktivitäten ist zum Beispiel eine positivere Impfeinstellung der Erwachsenen, die bei der zweiten Befragung verzeichnet werden konnte: Der Wert jener Befragten, die sich als „impfpositiv“ bezeichnen, konnte von 39 Prozent auf 51 Prozent gesteigert werden, während die Selbsteinschätzung als „impfskeptisch“ um beinahe 10 Prozent gesunken ist.
Die gesetzten Maßnahmen im Rahmen des PRAEVENIRE-Gemeindeprojekts „Gemeinsam vorsorgen in Pöggstall“ hatten nicht nur positive Auswirkungen auf das Impfwissen und die Einstellung zum Impfen, sondern auch auf das Impfverhalten: eine vergleichende Erhebung der Impfstoffabgabezahlen aus der lokalen Apotheke zeigt, dass im Laufe des Projektjahres eine Steigerung von 40 Prozent erzielt werden konnte.
PRAEVENIRE: Aus der Theorie in die Praxis
Das Gesundheitsforum PRAEVENIRE findet kommendes Jahr bereits zum dritten Mal, von 18. bis 20. April 2018, im Benediktinerstift Seitenstetten (NÖ) statt. Es ist eine unabhängige Initiative, die sich dem Ziel „Gesunde Menschen in einer gesunden Gesellschaft“ widmet. Die Idee hinter PRAEVENIRE ist es, vorhandenes internationales Wissen, basierend auf Beschlüssen aus Österreich, zu bündeln und auf Gemeindeebene umzusetzen. PRAEVENIRE bleibt also nicht in der Theorie verhaftet, sondern übersetzt nationale und internationale Expertise in Kooperation mit Partnergemeinden als Good-Practice-Beispiele in konkrete Maßnahmen.
Unterstützer von PRAEVENIRE 2017/2018
Alois Mock Institut | AM PLUS – Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit | Berner Fachhochschule | Berufsverband österreichischer Dermatologen | Berufsverband Österreichischer PsychologInnen | Die Stadt Bruck an der Mur | Darm Plus | Gemeinde Satteins | GEORG – Gesellschaft zur Erforschung onkologischer rehabilitativer Grundlagen | Gesunde Lunge | Marktgemeinde Guntramsdorf | Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin | Marktgemeinde Haslach | Medizinische Universität Wien | OBGAM – Oberösterreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin | Österreichische Apothekerkammer Landesgeschäftsstelle Oberösterreich | Österreichischer Apothekerverband | Österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene | ÖGN – Österreichische Gesellschaft für Nephrologie | ÖGPMR – Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation | Österreichische Gesellschaft für Vakzinologie | Marktgemeinde Pöggstall | Marktgemeinde Sierning | Stadtgemeinde Stockerau | Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung
Sponsoren von PRAEVENIRE 2017/2018
Baldinger und Partner Unternehmens- und Steuerberatungsgesellschaft mbH | Celgene GmbH | Daiichi Sankyo Austria GmbH | Gilead Sciences GesmbH | IV – Industriellenvereinigung | Kurhotel Bad Pirawarth GmbH & Co KG |Medizinische Universität Wien | MSD | Österreichischer Apothekerverband | Österreichischer Betriebssport Verband | Roche Austria GmbH | VAMED AG
Mehr Informationen zu PRAEVENIRE: www.praevenire.at