APA OTS

Impfen: Gesundheitspersonal doppelt gefordert

Branchen News vom 26.04.2018

Wien (OTS) – In der Welt-Impfwoche vom 24. bis 30. April wird das Thema Impfen von allen Seiten beleuchtet und besprochen. Ziel ist es, die Durchimpfungsraten in der jeweils relevanten Bevölkerungsgruppe zu steigern und so mehr Menschen vor impfpräventablen Infektionskrankheiten zu schützen. Eine ganz wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Gesundheitspersonal. Ärzte, Krankenpfleger, Therapeuten und Apotheker sind diejenigen, die Patienten über Nutzen und Risiken von Impfungen aufklären und zur Impfung motivieren sollen. Mehr als bei anderen Berufsgruppen ist aber auch der eigenen Impfstatus wichtig. Einerseits, um Vorbild für die eigenen Patienten zu sein und andererseits, um genau diese vor einer Ansteckung durch das sie betreuende Personal zu schützen. Zeit, über Maßnahmen nachzudenken, wie beide Aspekte verbessert werden können.

Trotz der vielen Erfolge, die durch Impfprogramme erreicht wurden, gibt es auch bei uns eine kleine Gruppe von Impfgegnern und eine größere Gruppe von Impfskeptikern. Während erstere kaum zu überzeugen ist, ist die zweite Gruppe meist noch für Argumente zugänglich. „Und genau diese Gruppe müssen wir durch gezielte Aufklärungsarbeit erreichen. Gerade Ärzte haben eine moralische Verpflichtung ihre Patienten objektiv und verständlich über Nutzen und Risiken aller in Frage kommenden Impfungen aufzuklären“, ist Ursula Köller, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Impfen“ der Österreichischen Bioethikkommission, überzeugt. Außerdem müssten viele andere einfach nur immer wieder auf anstehende Impfungen aufmerksam gemacht werden, so die Expertin. Auch hier käme den Ärzten eine entscheidende Bedeutung zu.

Vorbild Arzt

Trotz aller Impfskepsis wird Fachkräften im Gesundheitsbereich wie Ärzten oder Apothekern im Zusammenhang mit Impfungen immer noch am meisten vertraut. Studien zeigen, dass Ärzte, die selbst geimpft sind, auch eher ihren Patienten dazu raten. Die persönliche Einstellung des Arztes spielt ebenfalls eine Rolle. Eine uneingeschränkt positive Einstellung überträgt sich auch auf die Patienten beziehungsweise im Fall von Kindern, auf deren Eltern. Weitere Indikatoren dafür, dass Ärzte Impfempfehlungen aussprechen, sind: Ausreichend Bewusstsein und Wissen über die vorhandenen Impfmöglichkeiten, Akzeptanz und Unterstützung der Impfung durch Kollegen und die Gesellschaft sowie ausreichend Selbstvertrauen und Know-how, um sich auf Patientengespräche über Nutzen und Risiken von Impfungen einzulassen.

Impfstatus in jedem Gespräch überprüfen

Laut WHO sollte jedes Arzt-Patienten-Gespräch dazu genützt werden, auch den Impfstatus zu überprüfen. „Ergänzend wird auch in den Apotheken oft darüber gesprochen“, berichtet Dr. Christiane Körner, Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung (VFI) und selbst Apothekerin.  „Viele Mythen können dadurch entkräftet werden.“ In anderen Ländern wie in Großbritannien, Irland oder den USA wird sogar in Apotheken geimpft. „Die ersten Erfahrungen zeigen, dass dadurch sogar die Durchimpfungsraten gesteigert werden konnten“ so Körner.

Unterstützung notwendig

„Egal wer nun die tatsächliche Impfung durchführt, es braucht jedenfalls Unterstützungsmaßnahmen für das gesamte Gesundheitspersonal“, so Körner. Dazu gehören Aufklärungskampagnen durch die öffentliche Hand, um überhaupt einmal die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Notwendigkeit von Impfungen zu lenken. Die Einführung des elektronischen Impfpasses würde außerdem die Überprüfung des Impfstatus wesentlich erleichtern. Und auch Fortbildungsmaßnahmen durch objektive Experten, gerade auch im Hinblick auf den Umgang mit Impfskeptikern sowohl für Ärzte als auch für Apotheker und das Pflegepersonal sind von essenzieller Bedeutung. Nur wer selbst sattelfest ist, kann auch andere überzeugen.“

Gesundheitspersonal oft selbst nicht geimpft

Neben der adäquaten Aufklärung ihrer Patienten haben Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, aber vor allem die Verpflichtung, diese nicht anzustecken. Was so logisch klingt, ist aber bei weitem keine Selbstverständlichkeit, denn die Durchimpfungsraten beim Gesundheitspersonal in Österreich sind keineswegs gut. Und das, obwohl immer wieder Fälle bekannt werden, in denen sich entweder Patienten beim Gesundheitspersonal anstecken oder umgekehrt. 2015 erkrankten in Österreich beispielsweise Personen aus dem Pflegebereich an Masern. Eine Studie aus Frankreich zeigt, dass eine Influenza-Impfung des Pflegepersonals in Spitälern und Seniorenheimen die Sterberate der Senioren um etwa 20 Prozent reduziert und die Krankenstände beim Personal um 42 Prozent senkt. Dennoch weisen Pflegepersonal und Menschen in therapeutischen Berufen Durchimpfungsraten von weniger als einem Drittel auf. Die Gründe für die Nicht-Impfung sind in dieser Gruppe übrigens ähnlich wie bei der Normalbevölkerung: Angst vor Nebenwirkungen, die Befürchtung durch die Impfung erst recht krank zu werden und der Glaube daran, dass man selbst nicht erkrankt. Im Vergleich dazu dominieren bei Ärzten eher organisatorische Gründe, Vergessen und Zeitmangel als Erklärung dafür, nicht geimpft zu sein.

„Grundsätzlich sollten daher bei allen Personen, die neu in diesem Bereich arbeiten, die Impfdokumente überprüft und Impfungen gegebenenfalls ergänzt werden“, so Köller. „Auch wenn mittlerweile in bestimmten Bereichen wie in der Neonatologie nur noch geimpftes Personal eingesetzt wird und in manchen Spitälern die Impfvorschriften verschärft wurden, sollten weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Durchimpfungsraten zu erhöhen. Dazu gehören vor allem der leichte und kostenfreie Zugang zu Impfstoffen direkt am Arbeitsplatz sowie – je nach Bedarf – entsprechende Fortbildungsmaßnahmen vor allem im Bereich der Pflege.“ In Spitälern anderer Länder wurden laut Studien auch gute Erfahrungen damit gemacht, von nicht geimpften Mitarbeitern das Tragen von Masken zu verlangen oder das Ablehnen von Impfungen zu unterschreiben.