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Gesundheitsforum PRAEVENIRE 2017: Rückblick auf ein Gesundheitsforum mit Praxisbezug

Branchen News vom 31.05.2017

Seitenstetten/Wien (OTS) – Das Gesundheitsforum PRAEVENIRE fand vom 10. – 13. Mai zum zweiten Mal statt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Es gab 15 Sessions mit 56 hochkarätigen Experten und Funktionsträgern, vier Bundesminister sandten Videobotschaften. Neben der Ergebnispräsentation der PRAEVENIRE-Gemeindeprojekte des vergangenen Jahres bildeten die Themen Versorgung, Gesundheitskompetenz, Onkologie, Rehabilitation, Diagnose und Innovation Schwerpunkte. Das Gesundheitsforum fand seinen Höhepunkt in der feierlichen Präsentation und Unterzeichnung des „Seitenstettener Manifests zur zukünftigen onkologischen Versorgung Österreichs“.

Dr. Armin Fidler, Vorsitzender des PRAEVENIRE Boards und der Hausherr, Abt Petrus Pilsinger, begrüßten die zahlreichen anwesenden Gäste pünktlich am 10. Mai um 18:00 im barocken Promulgationssaal des Stiftes Seitenstetten. In seiner Videobotschaft wünschte Dr. Hans Jörg Schelling, BM für Finanzen, dem PRAEVENIRE Gesundheitsforum eine lange zukünftige Tradition. Klare Worte fand Dr. Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, der Österreich in seiner Keynote Aufholbedarf in Bezug auf dessen Gesundheitskompetenz attestierte und über den aktuellen Wandel in der Medizin reflektierte. Die Causa prima des Gesundheitsforums PRAEVENIRE, die Struktur des Gesundheitssystems den einzelnen Menschen zu vermitteln, betonte er dabei als zentralen Schwerpunkt in der künftigen Arbeit der Medizinischen Universität Wien.

In die Tat umgesetzt

Es folgte ein Blick auf die vier PRAEVENIRE Partnergemeinden 2016. In Satteins (VLBG), Haslach (OÖ), Pöggstall (NÖ) und Bruck/Mur (STMK) wurden in den letzten zwölf Monaten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung unterschiedlicher Gesundheitsthemen gesetzt. Die Ergebnisse wurden von den anwesenden Experten und Projektleitern präsentiert.

Aktuelle Standpunkte zur Versorgung und Nachhaltigkeit

Am zweiten Teil des Abends lieferte eine hochkarätige Expertenrunde aktuelle Standpunkte zu den virulenten Themen Versorgung und Nachhaltigkeit. Als Einleitung wurde eine Videobotschaft von Mag. Wolfgang Sobotka, BM für Inneres, eingespielt: „Gesunde Ernährung und entsprechende Vorsorge gehören zum Einmaleins der Gesundheitskompetenz. PRAEVENIRE setzt direkt an den Wurzeln an und beschäftigt sich mit der Optimierung gesundheitsrelevanter Themen auf Gemeindeebene“, so Sobotka, der sich auch als Präsident des Alois Mock Instituts über die Kooperation mit PRAEVENIRE freute, da es diese ermögliche, das entscheidende Thema der Gesundheitsversorgung einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Ziele von PRAEVENIRE stünden im positiven Gegensatz zur „Vollkaskomentalität“, mit der die Österreicher ihre Gesundheit betrachteten.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion umriss Dr. Markus Müller seine Sichtweise auf Aktualität und Zukunft des Gesundheitssystems: „Meine Analyse des österreichischen Gesundheitssystems ist, dass es sehr deutliche Stresszeichen zeigt. Wir sind an einem Plateau angekommen und müssen Innovation und technologieunterstützte Prävention stärker in den Vordergrund rücken.“
Dr. Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie an der Medizinischen Universität Wien, bekräftigte Müllers Einschätzungen und sprach das Thema des mangelnden Glaubens an die Prävention in Österreich an: „Wir sind an einem Scheideweg, der über die einzelnen Fächer hinausgeht. Sagen wir ja zur Innovation oder nein?“ Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edelmayr, Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich, analysierte die Primärversorgung aus Sicht der Apothekerinnen und Apotheker: „Aus meiner Sicht haben wir einen permanenten Kostenkrieg im österreichischen Gesundheitssystem. Wir Apothekerinnen sind mit unserem Fachwissen, unserer breiten Akzeptanz in der Bevölkerung und unserer örtlichen Nähe zu den Patienten eine wichtige Säule der Primärversorgung und wollen helfen die Systemgrenzen zu sprengen.“ Zuletzt wurde auf pragmatische Weise über das Thema der Finanzierbarkeit gesprochen. Dr. Klaus Schuster, Policy Lead Region Europe, Hoffmann-La Roche Ltd., führte den Begriff der Nachhaltigkeit ins Treffen: „Es gibt unglaubliche Innovationen in der Möglichkeit der Therapie vieler Erkrankungen. Wir müssen mehr über den Begriff der Nachhaltigkeit diskutieren, allerdings nicht nur auf die Kosten beschränkt, sondern gesamtgesellschaftlich gesehen“, so Schuster.

360° Analyse zum Thema Gesundheitsversorgung

Den Auftakt des zweiten Forumstages bestritt Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger von der Universität Oxford mit einer 360° Analyse zum Thema Gesundheitsversorgung. Er stellte neue mögliche Anwendungsbereiche von „Big Data“ basierten Modellen vor. Die revolutionärste Möglichkeit, welche die neue Sichtweise böte, sei die wahrlich individuelle Behandlung von Patienten. Dies produziere ein Spannungsfeld zur Evidenz basierten Medizin, die immer mit Durchschnittswerten und Modellen arbeite müsse, so Mayer-Schönberger. Demgegenüber sei die Diagnostik dank Big Data bald in der Lage, die Veränderungen im Organismus eines Patienten präzise nachzuverfolgen und in der Behandlung exakt darauf zu reagieren.
Dr. Pamela Rendi-Wagner, BM für Gesundheit und Frauen, bekräftigte die gemeinsame Zielsetzung des Ministeriums und von PRAEVENIRE: „Es geht uns darum, alle Menschen zu erreichen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Einkommen oder sozialem Status. Dies garantiert, dass wir eine gesamtgesellschaftliche und gesamtpolitische Sicht auf das Thema Gesundheit haben – so wie es auch das Gesundheitsforum Seitenstetten tut“, sagte die Gesundheitsministerin in ihrer Videobotschaft. Es folgten Impulse zu den Themen Gesundheitskompetenz und Prävention, deren Stärkung auch in den Gesundheitszielen verankert ist. Gabriele Heinisch-Hosek, BM a. D sprach über die Bedeutung der Gesundheitskompetenz und unterstrich den Aufholbedarf im Bereich Gesundheitskompetenz, den wir in Österreich haben: „In unserer komplexen Lebenswelt wird zunehmend schwieriger zu filtern, welchen Informationsquellen wir vertrauen können und welchen nicht. Gesundheitskompetenz gehört zu den Soft Skills des 21. Jahrhunderts“, so Heinisch-Hosek.

Luncheon Session mit Dr. Alexander Biach

Dr. Alexander Biach, designierter Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, statte nur zwei Tage nach seiner Bestellung dem Gesundheitsforum PRAEVENIRE einen Besuch ab. Bei einer Luncheon Session präsentierte er seine Ziele für die nächsten Jahre. Er wolle alle Akteure des Gesundheitssystems unter dem Motto „Sozialversicherung gemeinsam“ zu einer neuen Form des miteinander Arbeitens motivieren. Es sei unumgänglich gemeinsam für das „Wohl der Menschen“ zu arbeiten. Als wesentlichen ersten Stritt werde er eine schrittweise Leistungsharmonisierung auf den Weg bringen, um Österreichs Gesundheitssysteme kompatibel zu machen.

Internationale Experten über „Real World Evidence“

Dr. Armin Fidler diskutierte mit internationalen Experten über „Real World Evidence“ und komplexe Datenanwendungen. Tünde Szabo, unabhängige Gesundheitsökonomin, benannte die Probleme zur aktuellen Lage der Big-Data-Anwendungen: “Within a day we collect more information than our ancestors in the 16th century did in a whole lifetime. This information is the future. That is what we can agree on. But I think a big question on Big Data is who will use the information and interpret it”, so Szabo. In der Diskussion kristallisierten sich als Problemfelder die Datensicherheit, die Standardisierung bei der Datenerhebung und die Frage der Zugänglichkeit der Daten durch medizinische Experten heraus.

Verlesung und Unterzeichnung des Seitenstettener Manifests zur zukünftigen onkologischen Versorgung Österreichs

Aktuell agiert die onkologische Versorgung Österreichs im weltweiten Spitzenfeld. Das spiegelt sich aber nur bedingt im Vorsorgebewusstsein der Österreicher wieder. Wie eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Spectra ergab, fühlen sich lediglich 51% der Österreicher über die Präventionsmöglichkeiten bei häufigen Krebserkrankungen ausreichend informiert. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion des PRAEVENIRE Gesundheitsforums sprach man in diesem Sinne über die onkologische Versorgung heute und morgen. Dabei wurde das „Seitenstettener Manifest zur zukünftigen onkologischen Versorgung Österreichs“ präsentiert, das Diskussionsanregungen formuliert, um das aktuell hohe Niveau der onkologischen Versorgung auch morgen noch garantieren zu können. Zahlreiche Experten haben ihren Input dafür geliefert und ihre Unterschrift daruntergesetzt. So auch Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, der den Dialog während des Gesundheitsforums in Seitenstetten begrüßte und hervorhob: „Den Geist von PRAEVENIRE auch nach außen zu tragen, ist worum es letztlich geht. Es ist wichtig, dass diese bedeutsamen Anliegen weitergetragen werden – zu jenen, für die sie letztlich gemacht sind – den Patienten“, so Gnant.

Unterstützen auch Sie das Seitenstettener Manifest online!

Das Seitenstettener Manifest zur zukünftigen onkologischen Versorgung Österreichs findet sich mit weiteren Informationen auf der Homepage des PRAEVENIRE Forums. Unterstützen auch Sie diesen notwendigen Diskussionsimpuls zur Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems und unterzeichnen Sie das Manifest unter praevenire.at/manifest.