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Expertentalk der Apothekerkammer OÖ thematisiert Rolle der Apothekerschaft in der Zukunft

Branchen News vom 06.06.2016

Linz (OTS) – Unter dem Titel „Apotheke: Auslaufmodell oder Zukunftschance“ fand zum dritten Mal der gesundheitspolitische Expertentalk der Apothekerkammer Oberösterreich statt. Traditionsgemäß trafen dabei politische Vertreter und Experten zusammen, um unterschiedliche Standpunkte zu zahlreichen Aspekten der heimischen Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Konkret standen diesmal die sich laufend wandelnden Rahmenbedingungen sowie die damit einhergehenden wirtschaftlichen Anforderungen und deren künftige Auswirkung auf Oberösterreichs Apotheker im Mittelpunkt.

„Staatlich verfügte Preissenkungen über viele Jahre, neue Vertriebswege, Ärzte als Pseudoapotheker und viele andere Faktoren stellen uns vor zahlreiche Herausforderungen. Zudem gefährden sie die sichere und bewährte Arzneimittelvollversorgung der Bevölkerung“, leitete Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer und Gastgeberin der Diskussion, kritisch in die Runde ein.

Flächendeckender Nahversorger mit umfassender Gesundheitskompetenz

Es besteht kein Zweifel daran, dass Österreichs Apothekern größtes Vertrauen seitens der Bevölkerung entgegengebracht wird. „Gepaart mit dem umfassenden Know-how im Bereich Arzneimittelversorgung und deren flächendeckendem Netzwerk sind sie daher ein nicht wegzudenkender Gesundheits-Nahversorger“, wie Claudia Durchschlag, Abgeordnete zum Nationalrat und Mitglied im ÖVP-Gesundheitsausschuss, ergänzt. Ärztliche Hausapotheken wünscht sie sich nur dort, wo diese absolut unverzichtbar sind. Eine langfristige Lösung für den regionalen Ärztemangel sieht Durchschlag im Modell Hausapotheke jedenfalls nicht. „Eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sowohl mit Ärzten als auch Apotheken muss im Interesse der österreichischen Gemeinden sein. Demnach müssen wir alles Erforderliche tun, um einen entsprechend nachhaltigen Konsens zischen Ärzteschaft und Apothekern herbeizuführen“, bekräftigt LAbg. Präsident Hans Hingsamer vom OÖ Gemeindebund.

Spezialisierung und Anpassung an regionale Bedingungen

Vielerorts unterliegt das regionale Umfeld einem starken Wandel. Beispiele dafür sind Land- wie Stadtflucht. „Das hat zur Folge, dass wir uns vermehrt an die regionalen Bedürfnisse unserer Kunden anpassen müssen“, so Mag. pharm. Thomas Veitschegger vom Österreichischen Apothekerverband, der sich auch eine Konkretisierung der Erwartungen seitens der Politik an die Apothekerschaft wünscht und zur künftigen Rolle der Apotheker betont: „In der Schweiz können beispielsweise Patienten in Apotheken geimpft und chronisch Kranke mittels strukturierter Konzepte langfristig betreut werden. Das würde die Ärzteschaft entlasten und unser flächendeckendes Netzwerk einmal mehr in den Dienst des Patienten stellen.“

„Interessensausgleich“ mit Ärzteammer

Ärzte- und Apothekerkammer haben auch eine ordnungspolitische Aufgabe. In diesem Zusammenhang vermisst Dr. Matthias Stöger von der Direktion Soziales und Gesundheit im Land OÖ den entsprechenden Interessensausgleich mit der Ärztekammer und legt nahe, sinnvolle Vorschläge der Apotheker, derer es zahlreiche gibt, mit entsprechendem Nachdruck zu verfolgen.“ „Ein konkretes Beispiel ist der hausärztliche Notdienst. Ohne Miteinbeziehung der behördlich geregelten Apothekennotdienste werden die hausärztlichen Wochenenddienste regional rein willkürlich festgelegt und ohne diesbezügliche Rücksicht auf die Patienten eingeteilt. Das führt zu unnötig langen Wegen in der Versorgung. Hier wäre eine Harmonisierung dringend nötig“, fügt Mag. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich, hinzu.

Der Landtagsabgeordnete, Rechtsanwalt und Apothekenrechtsexperte Dr. Walter Ratt, der in Vertretung der FPÖ-Gesundheitssprecherin Prim. Dr. Brigitte Povysil an der Diskussion teilnahm, empfindet den öffentlichen Austausch widerstreitiger Meinungen zwischen Ärzteschaft und Apothekern gar als unwürdig und undienlich. „Apotheker sind stets bedürfnisorientiert, auf Grund ihrer flächendeckenden Rund-um-die-Uhr-Versorgung allzeit bereit und beraten mit größter Kompetenz. Eine Konfliktregelung auf Augenhöhe muss daher möglich sein“, so Ratt.

Vor diesem Hintergrund geht es, so Nationalratsabgeordneter Mag. Gerald Loacker, Gesundheitssprecher von den NEOS, darum, den klaren Nutzen der Apothekerschaft für das heimische Gesundheitssystem einmal mehr zu beweisen und die durchwegs positiven Auswirkungen auf den Patienten darzustellen. „Hier gibt es etwa die Chance, künftig vermehrt moderne Kommunikationstechnologien zu nutzen. Abgesehen davon bin ich aber sicher, dass der Kostenfaktor zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Freilich sehe ich auch Optimierungsansätze. Etwa im Bereich der Öffnungszeiten. Nach allgemeinem Öffnungszeitengesetz darf ein Unternehmer 72 Stunden pro Woche geöffnet haben, wenn er das will. Auch die Frage der Zustellung rezeptpflichtiger Medikamente halte ich für spannend“, so Loacker.

Neue Rollenbilder und veränderte medizinische Versorgung als Chance

LAbg. Prim. Dr. Walter Aichinger hält eine Spezialisierung innerhalb der Apothekerschaft zur besseren Nischenbesetzung für sinnvoll. „Blicken wir in die Zukunft, stellen wir fest, dass sich die gesamte medizinische Versorgung auf struktureller und personeller Ebene ändert. Auch die Rollenbilder ändern sich. Eine stärkere Einbindung nicht ärztlicher Gesundheitsberufe in die Versorgung erscheint in diesem Zusammenhang essentiell. So werden diese künftig die Betreuung chronisch Kranker übernehmen. Weitere Ansätze sehe ich etwa bei der Lockerung der Rezeptpflicht bzw. der Verschreibungskompetenz“, so Aichinger.

Bei der oberösterreichischen Apothekerschaft arbeitet man aktuell an einer Schärfung des künftigen Berufsbildes. „Wir müssen Begegnungs-und Bewältigungsstrategien erarbeiten, welche die Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen im Sinne der Patienten optimieren. In diesem Prozess wollen wir parallel auch Wege forcieren, welche die Rolle der Apothekerschaft als ersten Ansprechpartner in Gesundheitsfragen festigen – besonders vor dem Hintergrund des steigenden finanziellen Drucks im Gesundheitssystem und dem Bewusstsein zur Eigenverantwortung“, ergänzt Ulrike Mursch-Edlmayr. In diesem Zusammenhang will man sich auf definierte Aufgaben im Bereich der Prävention und der bevölkerungsorientierten Dienstleistung fokussieren. Bei Therapietreue und niederschwelliger Akutversorgung leisten die Apotheker bereits einen entscheidenden Beitrag. So soll die Apotheke in den Köpfen der Menschen als erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen verankert werden. Die gesellschaftliche Notwendigkeit erfordert, dass Apotheken mehr und mehr Aufgaben im Gesundheitswesen übernehmen. „Wir möchten uns als starke und kompetente Leistungsbringer in der Gesellschaft sowie gegenüber Wirtschaft und Politik positionieren“, schließt Mursch-Edlmayr ab.

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