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Jeder 4. Salzburger über 60 Jahre nimmt mehr als 5 Medikamente

Branchen News vom 05.11.2015

SGKK setzt auf Information

Salzburg (OTS) – Rund 25.000 Salzburger über 60 Jahre nehmen mehr als 5 Medikamente gleichzeitig – das ist fast jeder Vierte. Damit verbunden sind oft Wechsel- und Nebenwirkungen, die ihrerseits wieder mit neuen Medikamenten therapiert werden und zu einer hohen Rate an Krankenhauseinweisungen beitragen. Die Salzburger Gebietskrankenkasse startet eine Informationskampagne. „Wir geben im Jahr rund 140 Millionen Euro für Medikamente aus. Dieses Geld ist dann gut investiert, wenn es dem Patienten nutzt. Die Verschreibung von nicht-notwendigen Medikamenten schadet aber – dem Einzelnen körperlich, uns allen finanziell. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Ärzten und Ärztinnen die Therapiequalität zu verbessern und die Finanzierung notwendiger und oft auch teurer Medikamente langfristig zu sichern“, erklärt SGKK-Obmann Andreas Huss.

Jeder Vierte über 60 ist betroffen

In Salzburg haben 2014 rund 33.000 Menschen mehr als fünf Wirkstoffe im Quartal verschrieben bekommen. Dreiviertel dieser Gruppe sind älter als 60 Jahre. Damit erhält fast jeder Vierte über-60jährige mehr als fünf Wirkstoffe im Quartal. Rund 5.000 Personen bekommen mehr als zehn Wirkstoffe verordnet, rund 85 Prozent davon sind wiederum älter als 60 Jahre. Die Hauptursache für Polypharmazie ist das gleichzeitige Vorliegen mehrerer, meist chronischer Erkrankungen. Mit dem Alter nimmt diese so genannte Multimorbidität zu. Nebenwirkungen addieren sich, das Wechselwirkungspotential steigt von sechs möglichen Interaktionen bei vier Medikamenten auf 45 mögliche Interaktionen bei zehn Medikamenten! Paradoxerweise kann Polypharmazie aber auch zu Unterversorgung führen, weil die Therapietreue bei mehreren Medikamenten sinkt.

VORSICHT WECHSELWIRKUNG! – Informationskampagne zur Polypharmazie

Bereits zum zweiten Mal startet die Informationskampagne „Vorsicht Wechselwirkung!“, die gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG) und der Österreichischen Pharmakologischen Gesellschaft (APHAR) erarbeitet wurde. Im Zentrum der Kampagne stehen drei Fragen:

Wofür brauche ich das (neue) Medikament?
Gibt es außer Medikamenten andere Möglichkeiten, meine Krankheit zu behandeln?
„Verträgt“ sich das Medikament mit den anderen Medikamenten, die ich einnehme? Und passt es auch zu den rezeptfreien oder pflanzlichen Mitteln aus der Apotheke, die ich einnehme?

Patienten und Patientinnen werden aufgefordert Fragen zu stellen und damit Mitverantwortung für die Behandlung zu übernehmen. Folder und ein Medikamenten-Pass werden zur Verfügung gestellt. In diesen sollen alle eingenommenen Medikamente eingetragen werden. Der Patient soll eine Übersicht haben – und er soll sie seinem Arzt zeigen können.

„Polyquote“ – Sensibilisierung für Polypharmazie

Auch für Ärztinnen und Ärzte soll das Thema Polypharmazie stärker in den Fokus gerückt werden. Die „Polyquote“ ist eine Maßnahme, die dem einzelnen Arzt einen Überblick über das Ausmaß der Polypharmazie bei den eigenen Patienten geben soll. Sie zeigt, welcher Prozentsatz der medikamentös behandelten Patienten in einem Quartal zehn oder mehr Medikamente verschrieben bekam. Etwa vier Prozent der durch Allgemeinmediziner Betreuten fallen in diese Gruppe.

Dieses persönliche Feedback soll zu einer vermehrten Thematisierung und fachlichen Beschäftigung mit Polypharmazie beitragen. Ärzte für Allgemeinmedizin mit einem Kassenvertrag erhalten heuer bereits zum zweiten Mal dieses Schreiben.

Begleitend erhalten Ärzte fachliche Hilfsmittel („Leitfaden“), mit deren Hilfe die Qualität der Medikation gesteigert und die Polypharmazie beim einzelnen Patienten reduziert werden kann.

Rückfragen & Kontakt:

Pressestelle der SGKK
Mag. Karin Hofer
Tel.: 0662 8889-1003 oder 0664 8560462
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