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Versandapotheken und Arzneimittelsicherheit bei der PharmaKON 2014

Branchen News vom 19.11.2014

Den jährlichen Branchentreffpunkt nutzen die Experten zum Meinungsaustausch und für angeregte Diskussionen

Wien (OTS) –
Würden Sie Ihre Medikamente online bestellen?

Diese Frage würden die Besucher der IIR Konferenz PharmaKON 2014, die von 12.-13. November 2014 in Wien stattfand, wohl unterschiedlich beantworten.

Tatsache ist, 97 % der Websites, die heute Arzneimittel anbieten, sind illegal, so Mike Isles, Executive Director der European Alliance for Access to Safe Medicines, zum Auftakt der Veranstaltung. Online werden massig Medikamente angeboten, die vermeintlich echt sind. Dagegen kämpft die EU mit mehreren Projekten an und setzt europaweit Maßnahmen. Für Österreich wird dieses Thema mit nächstem Jahr schlagend, wenn Apotheken online gehen und erstmals selbst rezeptfreie Produkte versenden dürfen.

Scheingeschäfte über Sexshops

Gefälschte Medikamente finden aber nicht nur über falsche Websites ihren Weg zum Konsumenten, auch über online Sexshops kann es beispielsweise zum Vertrieb von Produkten kommen, die mitunter gesundheitsschädigend wirken. Italien ist im Kampf gegen gefälschte Arzneimittel europaweit federführend. Das Projekt Impact Italia vernetzt seit 2006 alle Stakeholder, von der Polizei über Labore bis hin zu den Behörden, die aktiv den Vertrieb gefälschter Arzneimittel bekämpfen. Domenico Di Giorgio von der italienischen Medizinmarktbehörde AIFA, stellte in seiner Keynote vor allem eins klar: Das europäische Netzwerk muss eng zusammenarbeiten um kriminelle Machenschaften aufzudecken.

Wie sicher sind Arzneimittel in Österreich?

Trotzdem: Zu sagen, in Österreich erhältliche Arzneimittel sind zu 99% sicher, ist für Dr. Christoph Baumgärtel, AGES Medizinmarktaufsicht, noch eine Untertreibung, jedenfalls für die legale Vertriebskette. Das eigentliche Problem – da war sich auch die hochkarätige Diskussionsrunde einig – stellt der illegale Vertrieb von Arzneimitteln dar.
Fälscherwerkstätten agieren gewitzt und versenden im Namen real existierender Apotheker, berichtete Mag. pharm. Christian Müller-Uri, Vizepräsident der österreichischen Apothekerkammer. Die Suche nach Lösungen, um den außereuropäischen Medikamentenversandhandel im Internet in den Griff zu bekommen, muss in den Vordergrund rücken, zeigte sich auch Dr. Gerhart Lötsch, Präsident und Leiter des Fachausschusses Regulatory Affairs, überzeugt. Für Mag. pharm. Martin Peithner, Vorstandsmitglied der Pharmig, zeigen die europäischen Initiativen zur Fälschungssicherheit jedenfalls, dass sich etwas tut. Die Adaptierung von Produktions- und Verpackungslinien wird jedoch auch hohe Kosten verursachen, auf denen die Industrie sitzen bleibt.

Ob die Legalisierung des Fernvertriebs von OTC-Produkten grundsätzlich eine Gefahr darstellt oder ob man nicht umgekehrt durch das Verbot den Vertrieb von Fälschungen im Internet fördert – darüber schieden sich letztlich die Geister. Die Liberalisierung des OTC-Marktes erfordert jedenfalls eine Umstellung der zertifizierten Betriebskette. Ändert sich das Element Apotheke, braucht es auch ein neues Regelwerk, ein weiter gespanntes Sicherheitsnetz. Und letzten Endes jedenfalls auch gesundheitskompetente Konsumenten.