Wilke Jens

Hochpreis-Arzneimittel als Liquiditätsfalle

von Wilke Jens in Finanzierung & Finanzdienstleistung

30%, 40% punktuell bis zu 50% Ihres Kassenumsatzes erwirtschaften zahleiche Apotheken mit sogenannten HochpreisArzneimittel, also Arzneimittel mit hohem Umsatzvolumen aber geringem Deckungsbeitrag. Bei der Medianapotheke fallen rund 42.000 EUR pro Monat in diese Umsatzklasse pro Monat. Die Folge? Neben einem sinkenden Gesamtdeckungsbeitrag  (bei gleichzeitig steigenden Kosten) melden Apotheken zunehmend Probleme mit ihrer Liquidität.

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: kommt der Patient mit einem „Hochpreiser“ am Rezept im worst-case Anfang des Monats in die Apotheke, so hat die Apotheke nun neben dem gesetzlich vorgeschriebenen Auftrag der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln nun zusätzlich und unfreiwillig eine Finanzierungs– oder besser gesagt Vorfinanzierungsfunktion. Denn während das Geld der Gehaltskasse in den ersten Tagen des Folgemonats am Geschäftskonto einlangt, müssen jene Hochpreiser, die nicht über den pharmazeutischen Großhandel geliefert werden, bereits nach wenigen Tagen bezahlt werden. Somit entsteht ein Vorfinanzierungszeitraum von bis zu 30 Tagen.

Apotheken, die bereits ohne Hochpreiser-Einfluss mit ihrem Geschäftskonto knapp an ihrer Rahmenlinie liegen, rutschen zunehmend tiefer in die teuerste Form der Finanzierung, den Kontokorrentkredit (horrend teuer insbesondere bei dessen Überziehung). Bei zu Teil nicht nachverhandelten Zinssätzen jenseits der 10%-Grenze wird rasch klar, dass der ohnedies geringe Deckungsbeitrag in diesem Umsatzsegment zusätzlich signifikant beschnitten wird.

Unsere Empfehlungen:

  1. Finanzierungskonditionen der Bank überprüfen und ggf. nachverhandeln.
  2. Hersteller-Zahlungskonditionen unter die Lupe nehmen (Bankeinzüge bei fehlenden Vorteilen streichen).
  3. Langfristige Strategien entwickeln, die Unabhängigkeit vom fremdgesteuerten Umsatz sichern.