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Medizinische Versorgung im ländlichen Raum sichern

Branchen News vom 29.04.2013

NÖ Ärztekammer: Problem ist seit Jahren bekannt, rasche Lösung wird erwartet

 

Wien (OTS) – „Es ist durchaus erfreulich, dass sich der Nationalrat nun endlich der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen annimmt“, so Dr. Christoph Reisner, Präsident der NÖ Ärztekammer. „Wir weisen seit Jahren auf die Problematik hin, unsere Warnungen verhallten jedoch zumeist ungehört. Nun steht ein medizinischer Notstand in vielen Landgemeinden unmittelbar bevor, daher hoffen wir auf rasche und vor allem praktikable Lösungen seitens des Gesetzgebers.“ „Die Besetzung von Kassenstellen durch Ärztinnen und Ärzte wird immer schwieriger, vor allem davon betroffen ist die Allgemeinmedizin. Hier wiederum sind es die Ländlichen Regionen, in denen es zunehmende Schwierigkeiten gibt“, so MR Dr. Dietmar Baumgartner, der die Kurie der niedergelassenen Ärzte innerhalb der NÖ Ärztekammer leitet. Die Gründe dafür liegen aus seiner Sicht auf der Hand: „Die Abwanderung der Bevölkerung in Richtung städtischer Bereich allein bringt schon manche Praxen in Schwierigkeiten. Darüber hinaus werden die Arbeitsbedingungen immer schlechter, inklusive der Honorierung unserer Tätigkeit. Die Ordinationskosten steigen laufend, unser Vertragspartner Gebietskrankenkasse weigert sich jedoch beharrlich, diesen Inflationsausgleich abzugelten“, so Dr. Baumgartner weiter. „Es können sich offensichtlich immer weniger Ärztinnen und Ärzte leisten, eine Ordination mit Kassenverträgen letztendlich für alle Beteiligten, also PatientInnen und ÄrztInnen, zufriedenstellend zu führen. Ärztliche Hausapotheken sind im ländlichen Umfeld schlechthin die patientenorientierte wohnortnahe Versorgung mit notwendigen Medikamenten.“

Ohne Hausapotheke keine vernünftige Versorgung möglich

Eines der größten Probleme für die Besetzbarkeit von Landarztpraxen, aber auch für die medizinische Versorgung der Menschen, stellt das bestehende Apothekengesetz dar. „Wenn bei Wechsel des Arztes die bestehende Hausapotheke nicht mehr weitergeführt werden kann, weil der Mindestabstand zur nächsten öffentlichen Apotheke unterschritten wird, dann kann im System etwas nicht stimmen“, so Präsident Dr. Reisner weiter. Und wenn die ärztliche Hausapotheke gerade in solchen Regionen fehlt, dann kann keine vernünftige Medizin mehr betrieben werden und damit bleiben auch die Ärztinnen und Ärzte aus. So paradox es klingen mag, aber Menschen sind in diesem Bereich Tieren gegenüber klar im Nachteil. Diese bekommen nämlich von ihren Tierärzten keine Rezepte, sondern unmittelbar nach Erstellung der Diagnose jedes benötigte Medikament.“ Aus Sicht von Präsident Dr. Reisner sind daher vernünftige Versorgungsmodelle in Kooperation mit den Apothekern gefragt: „Wir brauchen innovative Gedanken zur Zusammenarbeit der Berufsgruppen und nicht Gesetze, die einer guten Versorgung im Wege stehen.“ Er hofft, dass den vollmundigen Worten der Politikerinnen und Politiker endlich Taten folgen und eine sachliche Diskussion dieses Themas beginnt. „Es ist fünf vor zwölf: Wenn nicht rasch etwas passiert, dann stirbt die medizinische Versorgung im ländlichen Bereich endgültig aus.“