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Oberösterreich geht neue Wege: Ärzte und Apotheker arbeiten Schulter an Schulter

Branchen News vom 28.11.2012

Linz (OTS) – Mit vereinten Kräften – Schulter an Schulter – wollen Apotheker und Ärzte ihren Beitrag zu einer Verbesserung der Patientenversorgung und des Gesundheitssystems leisten. Wie die Zusammenarbeit dieser beiden Berufsgruppen noch effektiver wird und wie man alle Gesundheitsberufe ins gemeinsame Boot holen kann, darüber diskutierten Experten vergangene Woche in Linz. Zu diesem hochkarätigen Diskurs eingeladen hatte die oberösterreichische Apothekerkammer.

„Wir sollten weniger reparieren, sondern Krankheiten möglichst verhindern“, betonte an diesem Abend Felix Hinterwirth, Obmann der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse. Für Bundesrat Ferdinand Tiefnig ist ebenso die Prävention ein Gebot der Stunde. Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer verwies auf den Vorsorge-Schwerpunkt, den das Land heuer in Oberösterreich gesetzt hat. Verstärkte Zusammenarbeit war der Haupttenor von der oberösterreichischen Apothekerkammer-Präsidentin Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr sowie von Dr. Erwin Rebhandl, Hausarzt in Oberösterreich und Begründer von AM PLUS, der Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit. Derzeit passiere zu viel nebeneinander, es gebe Nachholbedarf. Mursch-Edlmayr: „Wir wollen uns noch mehr einbringen und die Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern leben.“

Die Zusammenarbeit müsse auch zwischen niedergelassenen Ärzten und ihren Kollegen im Spital funktionieren, ergänzte Dr. Julia Röper-Kelmayr, Radiologin und SP-Gesundheitssprecherin in Oberösterreich. „Es ist ein Problem, dass viele Daten der Patienten auf ihrem Weg durchs Gesundheitssystem verloren gehen“, so Röper-Kelmayr.

Lokale, integrierte Versorgung durch Ärzte und Apotheker

Natürlich sollte jede Berufsgruppe auch zukünftig jene Tätigkeiten ausüben, für die sie ausgebildet ist. Diagnose und Therapie müssen zweifelsfrei in der Oberhoheit des Arztes verbleiben. Andererseits haben die Apotheker neben ihrer hohen pharmazeutischen Expertise ein breites Leistungspotenzial, so Mursch-Edlmayr. So könne ein Mensch durch nicht vorhandene Wartezeiten sehr rasch und unkompliziert mit einem Gesundheitsexperten reden. Dies führe dazu, dass die Früherkennung einer Krankheit oft in einer Apotheke stattfinden. Hier wird den Menschen dann der Besuch beim Arzt empfohlen und zusätzlich kann Motivationsarbeit in Richtung eines positiveren Lebensstils geleistet werden.

Weiters befugt die pharmazeutische Expertise die Apothekerschaft, die Wechselwirkungen der Medikationen zu bewerten und erkennen. Die konstante und richtige Einnahme von Medikamente werde durch die aktive Beratung der Apotheken deutlich gesteigert. Vielen Patienten sei nur mangelhaft bewusst, dass vor allem bei chronischen Krankheiten eine Medikation oft keinerlei Wirkung zeigt, wenn sie nur ein bis zwei Monate eingenommen wird, so Mursch-Edlmayr.

Gesundheitssystem in Österreich: Nur bei den Ausgaben „top“

Kaum eine Nation gibt pro Kopf so viele öffentliche Gelder für das Gesundheitssystem aus wie Österreich. Wir liegen bei den Gesundheitsausgaben an dritter Stelle unter den so genannten hoch entwickelten Nationen. Werden diese Länder in Bezug auf die in Gesundheit verbrachten Lebensjahre ihrer Bürger analysiert, dann erreicht Österreich nur einen Rang auf dem unteren Mittelfeld. Die Niederlande gibt 15 Prozent weniger für sein Gesundheitssystem aus, deren Bürger verbringen aber deutlich mehr Lebensjahre in Gesundheit. Diese Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) wurde unlängst veröffentlicht. Daraus ergibt sich großer Handlungsbedarf für Österreich.

Noch dazu ist die Liste der Krankheitsbilder lang und vielfältig, die den Österreicherinnen und Österreichern heute und auch in Zukunft blüht. Zu viele Raucher, Übergewicht, zu wenig Bewegung, eine vernachlässigte Kommunikation mit den Patienten. Das Primary Health Care (PHC)-Konzept von AM PLUS, der Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit, zeigt noch eine Reihe weiterer Problemfelder auf. Teuer mache das Gesundheitssystem auch die Spitalslastigkeit des österreichischen Systems, eine technikorientierte Maximalversorgung anstelle einer personenorientieren Optimalversorgung, eine unzureichende Koordination zwischen den Schnittstellen und eine mangelhafte Berücksichtigung des familiären, sozialen und kulturellen Umfeldes in der medizinischen Betreuung. Hausärzte, Apotheker und andere Gesundheitsberufe außerhalb der Krankenhäuser wurden in Österreich im Vergleich mit anderen Ländern jahrelang vernachlässigt. Die oberösterreichische Expertenrunde war sich einig: Es braucht die Zusammenarbeit aller – Schulter an Schulter – zur nachhaltigen Gesundheitsversorgung Österreichs und zur Sicherstellung dieser für die Zukunft.