Wilke Jens

Wie lieferfähig ist Ihre Apotheke? (Teil 1)

von Wilke Jens in Analysen, Einkauf & Lagermanagement

Überprüfen Sie regelmäßig die Lieferfähigkeit Ihrer Apotheke?

Sollten Sie. Denn eine erhöhte Lieferfähigkeit bedeutet auch eine verbesserte Kundenbindung. Dass es in Zeiten von steigendem Generikaanteil und oft stark wechselndem Verschreibungsverhalten der Ärzte nicht leichter wird das Warenlager optimal einzurichten ist ein Faktum. Ein optimales Warenlager kann jedoch beides gewährleisten: Kundenbindung durch hohe Lieferfähigkeit bei geringem Lagerwert.

In vielen Apotheken wird viel Energie in den Einkauf gesteckt, die Verbesserung der Lagerhaltung dabei jedoch oft vergessen. Maximale Lieferfähigkeit mit möglichst geringem Lagerwert stellen einen Spagat dar, der nur nach genauer Analyse des Istzustandes, Einführung von entsprechenden Standards und kontinuierlicher und systematischer Kontrolle des Warenlagers und Einkaufverhaltens möglich ist. Dabei muss eine hohe Lieferfähigkeit nicht automatisch mit einem hohen Lagerwert Hand in Hand gehen (und umgekehrt).

Schritt 1 – Analyse von Lieferfähigkeit und Lagerwert

Lagergröße und Lieferfähigkeit sind stark standortabhängig und daher auch von Apotheke zu Apotheke verschieden. Eine Apotheke mit hohem Anteil an Laufkundschaft mit vielen unterschiedlichen verschreibenden Ärzten wird im Verhältnis ein größeres, differenzierteres Warenlager aufbieten müssen, um lieferfähig zu sein, als eine klassische Landapotheke.

Wann spricht man von „hoher“ Lieferfähigkeit?

Gemessen an der Kundenfrequenz weisen in diesem Bereich gut gemanagte Apotheken einen Wert von > 95% auf, d.h. weniger als 5% aller Kunden müssen ein zweites Mal in die Apotheke kommen um ihre gewünschten Waren zu erhalten (magistrale Zubereitungen sind hiervon ausgenommen).  Werte von unter 90% Lieferfähigkeit sollten umgehend analysiert werden!

Lagerartikel oder Nicht-Lagerartikel?

Mit Hilfe des Apothekenwarenwirtschaftssystems kann die Apotheke analysieren, ob es sich bei den „Abholern“ (in der Apotheke momentan nicht verfügbare Artikel) um Lager- oder Nicht-Lagerartikel handelt. Bei Nicht-Lagerartikeln sollte das Nachfrageverhalten, bei Lagerartikeln der Mindestlagerbestand überprüft und entsprechende Maßnahmen (Aufnahme als Lagerartikel bzw. Erhöhung des Mindestlagerbestandes) initiiert werden.

Ein hoher Lagerwert bedeutet noch keine hohe Lieferfähigkeit

Der Lagerwert einer Apotheke wird in letzter Konsequenz von zwei Größen bestimmt: Anzahl unterschiedlicher Artikel und Anzahl Packungen. Bei zahlreichen Apotheken resultiert ein hoher Lagerwert aus der hohen Packungstiefe (Anzahl der Packungen pro Artikel) und weniger aus einer hohen Lagerbreite (unterschiedliche Anzahl von Artikeln). Eine Packungstiefe
> 5 sollte
daher einer eingehenden Analyse unterzogen werden.

 Lagerumschlagshäufigkeit 

Wird der durchschnittliche Lagerwert in Relation zum Wareneinsatz der Apotheke gesetzt, so resultiert die sogenannte Lagerumschlagshäufigkeit. Diese liegt bei „guten“ Apotheken > 12, d.h. die (statistische) Reichweite liegt bei einem Monat. Hat eine Apotheke (Umsatzstruktur 70:30) bspw. einen Umsatz von 2 Mio. EUR, so wäre obige Lagerumschlagshäufigkeit bei einem Lagerwert von unter 117.000 EUR realisiert.

Wichtig: wer die Lieferfähigkeit in seinem Betrieb seriös analysieren will, sollte gleichzeitig auch (in diesem Zeitraum) die Nein-Verkäufe seiner Apotheke erfassen.

to be continued …