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Hausärzteverband zu e-medikationsstart

Branchen News vom 11.04.2011

Wien (OTS) – Der ÖHV legt daher seinen Standpunkt dar:

Morgen, 1.4. startet der Pilotversuch zur e-medikation.  Der Ausverkauf der Krankenbetreuung an private Investoren beginnt. Financier der elektronischen Infrastruktur ist die pharmazeutische Gehaltskasse. Eine private Institution mit wirtschaftlichen Ambitionen um Gehälter und Pensionen der Apotheker zu sichern.

Ineffizienz spielt keine Rolle, wenn nur die Hoffnung auf finanziellen Gewinn besteht.

Eine nicht genannte beträchtliche Summe wird aufgewendet um bestenfalls 25% eines Problems zu lösen, denn nur in einem Viertel der Fälle sind Medikamentenunvertäglichkeiten Schuld an unerwünschten Nebenwirkungen der Pharmakotherapie. 60% können ausschließlich durch die Aufmerksamkeit und die vertrauensvolle Begleitung durch die
Hausärztin, den Hausarzt verhindert werden. Menschen aber zählen nicht, weder auf Seiten der Patienten- noch auf Seiten der Ärzteschaft.

Die Freiwilligkeit der Patiententeilnahme- eine Alibiverbeugung vor dem Datenschutz-  führt das System von Beginn an ad absurdum. Die Gesundheitsbürokraten sind unbelehrbar.

Ihr Credo Ärztinnen und Ärzte von der Diskussion rund um die Gesundheitsreform auszuschließen sperrt die praktische Vernunft aus.  Der einzig mögliche Datenschutz ist das zentrale Sammeln sensibler Daten zu unterlassen.

Der österr. Hausärzteverband fürchtet nicht den kriminellen Datenmissbrauch sondern warnt vor der legalisierten Nutzung der Patientendaten durch die Gesundheitsbürokratie.

Der Österreichische Hausärzteverband distanziert sich von der zustimmenden Stellungnahme des Präsidenten der österr. Ärztekammer und registriert mit großer Aufmerksamkeit alle, die hier und jetzt ein Euro-Millionen-Grab schaufeln um die Basis eines menschenzentrierten Gesundheitssystems, das vertrauensvolle Arzt-Patientenverhältnis, darin zu versenken.

E-Medikation wäre bei längst fälliger Aufwertung des Hausarztes überflüssig

Für uns Hausärzte und Hausärztinnen war es schon immer eine selbstverständliche Aufgabe, die Medikation aus dem Spital oder vom Facharzt zu koordinieren. In unseren EDV-Systemen sind längst entsprechende Programme implementiert, die der Unverträglichkeitsprüfung dienen. Wird der Hausarzt zum Zentrum der medizinischen Versorgung erhoben, erübrigt sich jede Form der zentralen Datenspeicherung. Einzig und allein in hausärztlichen Ordinationen kann ein sinnvoller Versuch erfolgen, gemeinsam mit den
betroffenen Patienten den Gefahren einer Multimedikation erfolgreich zu begegnen.