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Medikamente sind nicht die Kostentreiber im Sozialversicherungssystem

Branchen News vom 16.05.2017

Gebarungsergebnisse der Krankenversicherung zeigen, dass überschießende Eingriffe in die Medikamentenpreisregelung unverhältnismäßig waren

Wien (OTS) – Durch die steigende Lebenserwartung wächst die österreichische Bevölkerung stetig. Auch die Zahl der neuen, innovativen Arzneimittel nimmt ständig zu. Und trotzdem stiegen die Ausgaben der Sozialversicherungen für Medikamente im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr um lediglich 2,5 Prozent, was etwa der Hälfte der Prognose im Voranschlag entspricht. Zieht man die 125 Millionen Euro an Solidarbeiträgen der Pharmaunternehmen von den gestiegenen Ausgaben für Medikamente ab (die der HVB unter sonstige Einnahmen verbucht), so entsteht sogar ein Umsatzrückgang von über -2 Prozent.

Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs, sieht in den aktuellen Gebarungsergebnissen der Krankenversicherung wieder einmal die Bestätigung, dass die Arzneimittel nicht zu den Kostentreibern im Gesundheitssystem gehören und der Hauptverband im Vorfeld der Verhandlungen über neue Erstattungsregeln mit überzogenen Prognosen agiert hat. „Auch wenn es der Politik leicht fällt, die Pharmaunternehmen zur Kasse zu bitten, so belegen die aktuellen Zahlen, dass das wahre Einsparungspotential nicht bei den Medikamenten, sondern innerhalb des Kassensystems liegt, wie auch kürzlich veröffentlichte Studien belegen.“

Intransparente Berechnungsmethode verhindert Vergleichsmöglichkeit

Während in der Steigerung der Ausgaben für Medikamente die Solidarleistungen der Pharmaunternehmen von 125 Millionen Euro und individuelle Rabatte nicht gegengerechnet sind, fehlen einige Posten wie etwa Abschreibungen in der Berechnung des Verwaltungsaufwands. Außerdem werden eine Reihe von weiteren Kostenpositionen unter dem Punkt «sonstige betriebliche Aufwendungen» erfasst, anstatt wie in Deutschland und in der Schweiz in den Verwaltungsausgaben einberechnet zu werden. Trotz allem stiegen die Kosten für die Verwaltung im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent deutlich mehr als die Medikamentenpreise. „Mit der intransparenten Berechnungsmethode des Hauptverbandes beschönigt er sein Ergebnis. Es ist an der Zeit, dass die Sozialversicherungen ihre politischen Zahlenspiele beenden, denn damit werden Impulse gesetzt, die letztendlich dem Patienten schaden“, fordert Hofinger.

Krankenkassen sparen am falschen Platz

Seit Jahren liegt der Anteil der Ausgaben für Medikamente an den gesamten Gesundheitsausgaben in Österreich konstant bei 12 Prozent. Dieser Prozentsatz hat sich auch nicht durch die Einführung innovativer neuer Arzneimittel verändert, die schwere Erkrankungen deutlich lindern oder sogar heilen können. Obwohl die Solidarbeiträge der Pharmaunternehmen den Krankenkassen für 2016 eine positive Gebarung ermöglichten, wurde kürzlich der Sparstift wieder an dieser Stelle angesetzt, indem zahlreiche Medikamentenpreise auf den EU-Durchschnittspreis gedrückt wurden – und das, obwohl Österreich zu den reichsten Ländern der EU gehört. „Mittelmäßige Preise führen zu mittelmäßige Leistungen, die Leidtragenden sind – wie so oft – die Patienten“, kommentiert Hofinger die Debatte über Medikamentenpreise.